Afghanistan: Ghani und Abdullah streiten um Präsidentschaft

Kurz vor einem möglichen Abkommen der USA mit den Taliban ist Afghanistan im Streit um den Ausgang der Präsidentenwahl in eine innenpolitische Krise gestürzt. Die beiden Bewerber Aschraf Ghani und Abdullah Abdullah streiten sich um die Präsidentschaft.

Der zum Wahlsieger ausgerufene Amtsinhaber Aschraf Ghani beauftragte eine Kommission mit den Vorbereitungen seiner Amtseinführung, wie Ghanis Sprecher am Montag mitteilte. Dasselbe plant jedoch auch sein Kontrahent und bisheriger Regierungschef Abdullah Abdullah. 

"Der Amtsantritt wird bald erfolgen", sagte Ghanis Sprecher Sedik Sedikki gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Das Datum soll bald verkündet werden, Beobachter gehen von diesem Donnerstag aus.

Die Wahlkommission hatte am vergangenen Dienstag mehr als vier Monate nach der Wahl erklärt, Ghani habe mit 50,64 Prozent der Stimmen gewonnen. Abdullah hatte seit Monaten die Überprüfung von 300.000 seiner Ansicht nach ungültigen Stimmen gefordert. Auch der bisherige Vizepräsident und ehemalige Milizenführer Abdul Raschid Dostum, der zum Lager Abdullahs zählt, erkannte das Ergebnis nicht an. Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) forderte im Blick auf die Friedensbemühungen im Land alle Parteien zur Zurückhaltung auf.

In der Nacht zum Samstag hatte in Afghanistan gemäß einer Vereinbarung der USA mit den militant-islamistischen Taliban offiziell eine Phase reduzierter Gewalt begonnen. Sollte die siebentägige Phase von den Konfliktparteien eingehalten werden, könnte es zu einem USA-Taliban-Abkommen kommen. Es soll einen Abzug von US-Truppen vorsehen und innerafghanische Verhandlungen, die eigentlichen Friedensgespräche, einleiten. Dabei geht es dann um eine Neuverteilung der politischen Macht in Afghanistan.

Lokalen Behördenvertretern zufolge gab es trotz der Vereinbarung in den letzten Tagen mindestens in drei Provinzen des Landes kleinere Angriffe auf Kontrollposten, die den Taliban zugeschrieben wurden. In der nördlichen Provinz Balkh kamen demnach fünf Sicherheitskräfte ums Leben. Zwei Polizisten wurden den Angaben zufolge in der Provinz Urusgan verletzt.

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(rt/dpa)