Soeben noch erklärte der US-Außenminister die Indo-Pazifik-Region zu einem Hauptfokus der US-Militärstrategie. Laut einer aktuellen Studie des United States Study Center der University of Sydney, Australien, ist genau dort das US-Militär mittlerweile höchst verwundbar, denn die militärische Überlegenheit in der Region gehöre der Vergangenheit an.
Seit mehr als 70 Jahren arbeiten die Vereinigten Staaten daran, ihre globale hegemoniale Position zu behaupten, indem sie entsprechende Machtverhältnisse in den strategisch wichtigsten Regionen der Welt – Europa, dem Indopazifikraum und dem Nahen Osten – aufrechterhalten, so die Verfasser der Studie. Auch das indo-pazifische Machtgleichgewicht haben die amerikanischen Streitkräfte für einen Großteil dieser Zeit gefestigt.
Doch die Autoren sind alarmiert – "The stakes could not be higher" – seit den frühen 1950er Jahren habe sich die Stellung der USA im Indopazifikraum halten lassen, wie sie meinen, durch Wahrung einer strategischen Ordnung.
Aber dieses Fundament der Stabilität ist jetzt unter Druck geraten.
Denn US-amerikanische und verbündete Militärbasen im Indopazifikraum wären bei möglichen chinesischen Raketenangriffen unterlegen - innerhalb von Stunden könnten sie sogar überwältigt werden. Vor allem im Bereich Raketen, aber auch darüber hinaus, habe das chinesische Militär gegenüber dem der USA enorme Fortschritte gemacht.
China habe eine gewaltige Anzahl von Präzisionsraketen stationiert, "um den militärischen Vorrang Amerikas zu untergraben", heißt es im Bericht.
Durch Präzisionsschläge könnten fast alle US-Militäreinrichtungen im Westpazifik sowie die ihrer wichtigsten Partner und Verbündeten innerhalb der ersten Stunden einer militärischen Auseinandersetzung unbrauchbar gemacht werden.
Ähnlich hatte der Jahresbericht des US-Verteidigungsministeriums gewarnt, Peking würde ein Weltklasse-Militär entwickeln und "die führende Macht im indisch-pazifischen Raum" zu werden, mehr als 2.000 ballistische Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen, können Land- und Seeziele treffen.
Die Autoren der australischen Studie sehen ähnlich wie das Pentagon eine unbedingte Notwendigkeit noch höherer Rüstungsbudgets und behaupten, dass Australien, Japan und andere US-Verbündete ihre Kräfte in der Region neu bündeln, sich also stärker einbringen müssen.
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Denn die USA haben sich jahrelang in Einsätzen weltweit verausgabt und stehen vor wachsenden Defiziten und einer steigenden Staatsverschuldung. Gleichzeitig würde eine ideologische Polarisierung innerhalb und zwischen den beiden großen Parteien im Kongress es schwer machen, eine Einigung über eine entsprechende Ausrichtung des Haushalts zu erzielen.
Bereits im November vergangenen Jahres hatte die National Defense Strategy Commission dem Kongress einen Bericht vorgelegt, dass "das US-Militär unannehmbar hohe Verluste erleiden könnte" und Mühe haben könnte, "einen Krieg gegen China oder Russland zu gewinnen oder vielleicht zu verlieren".
Die Autoren der australischen Studie unterstreichen diese Warnungen:
Derweil sagte Chinas Außenministerium gegenüber der Asia Times, es habe den Bericht nicht gesehen, aber verfolge eine defensive Militärpolitik.
China ist entschieden auf dem Weg einer friedlichen Entwicklung und unsere nationale Verteidigungspolitik ist defensiver Natur", so Geng Shuang, Sprecher des chinesischen Außenministeriums.
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