Schweden untersucht Botschafter in China – wegen geheimer Gespräche zu verhaftetem Buchherausgeber

Die schwedische Botschafterin in China steht in der Kritik, sich unerlaubter Weise in politische Belange eingemischt zu haben. Sie hielt Gespräche zur Freilassung des schwedischen Staatsbürgers und Buchherausgebers Gui Minhai in Stockholm ab, ohne die Genehmigung ihrer Regierung.

Gui Minhai war Buchherausgeber und wurde in China verhaftet. Ihm wird vorgeworfen, die Regierung Pekings kritisiert zu haben. Er war Mitinhaber des kleinen Hongkonger Verlags Mighty Current Media. Dieser veröffentlichte Bücher über die Kommunistische Partei Chinas. 1992 wurde der im Osten Chinas geborene Gui schwedischer Staatsbürger. Er soll nach China gelockt worden sein, wo man ihn verhaftete. Im Jahr 2016 trat er im chinesischen Fernsehen auf und entschuldigte sich für seine Kritik an der Partei Chinas. Offiziell wurde er im Oktober 2017 aus der Haft entlassen, befindet sich aber noch immer unter Aufsicht im Osten des Landes. Bis heute führt der Fall zu Spannungen zwischen China und Schweden. 

Nicht autorisierte Gespräche in Stockholm

Nun wurde öffentlich, dass in Stockholm nicht autorisierte Gespräche mit seiner Tochter Angela Gui und zwei Geschäftsmännern stattfanden, die zunächst vorgaben, sie könnten bei der Befreiung von Gui behilflich sein. Einer kam nach eigenen Angaben aus China, der Andere aus Sri Lanka. Die beiden Männer setzten die Tochter zwei Tage lang unter Druck, sich nicht öffentlich über ihren Vater zu äußern. Sie wurde mit seltsamen Fragen gelöchert, und es wurde viel Wein getrunken. 

Die Anschuldigungen gegen die schwedische Botschafterin Anna Lindstedt kamen von Angela Gui selbst. Diese hätte für die Gespräche keine Zusage des Außenministeriums erhalten. Die nicht genehmigte Zusammenkunft ereignete sich in einem Stockholmer Hotel Ende Januar. Angela Gui: 

Ich vertraute auf einen hochrangigen Beamten und wurde mit Misshandlungen, Drohungen und einem Hilfsangebot von zwei Männern belohnt, die offensichtlich nicht dazu in der Lage waren, zu helfen und wohl andere Pläne hatten. Ich möchte, dass das Ministerium erklärt, wie diese byzantinische Situation entstanden ist. 

Das Außenministerium Schwedens hat eine Untersuchung eingeleitet. Je nach Ausgang wird Lindstedt ersetzt. Es wurde eine Vertretung für die Zeit der Untersuchung eingesetzt, und Lindstedt hat ihren Posten zeitweilig verlassen. 

Bereits vor einem Jahr hatten zwei schwedische Diplomaten versucht, Gui Minhai aus seiner Situation zu befreien. Gemeinsam mit ihm bestiegen sie einen Zug nach Peking, aber chinesische Offizielle eilten herbei und hinderten ihn an der Reise.

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