General Bipin Rawat deutete an, dass sein Land kein Vasallenstaat sei und es jedes Recht habe, einen 5,4 Milliarden US-Dollar teuren Kauf von fünf Boden-Luft-Raketensystemen aus Russland durchzuführen.
"Als die Russen uns auf die US-amerikanischen Sanktionen ansprachen, war meine Antwort: Ja, wir wissen, dass es Sanktionen gegen uns geben könnte, aber wir verfolgen eine unabhängige Politik", betonte der General nach einem sechstägigen Besuch in Russland, bei dem er eine Reihe hochrangiger Beamter der russischen Streitkräfte traf.
Mehr zum Thema - Russland und Indien unterzeichnen Vertrag über Lieferung von fünf S-400-Systemen
Der Vertrag über die Lieferung der Langstrecken-Luftabwehrsysteme wurde vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem indischen Premierminister Narendra Modi unterzeichnet, als sich die beiden am Freitag in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi trafen. Indien unterzeichnete den Deal, obwohl die USA zuvor gewarnt hatten, dass jedes Land, das mit dem russischen Verteidigungs- und Geheimdienstsektor Handel betreibt, automatisch mit Sanktionen im Rahmen des umfassenden und neu eingeführten "Countering America's Adversaries Through Sanctions Act" (CAATSA) belegt werde.
General Rawat hingegen gab sich gegenüber einem russischen Reporter bezüglich der Beziehungen seines Landes zu Moskau optimisch. Er unterstrich, es sei "kein Ende in Sicht, wie wir mit Ihrem Land zusammenarbeiten können", und fügte hinzu, dass der Weg nach vorn darin bestehe, zu überlegen, was "für uns strategisch wichtig" ist.
Ashok Sajjanhar, ehemaliger indischer Botschafter in Kasachstan, betonte in einem Interview mit der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, dass sich die strategische Partnerschaft zwischen Indien und Russland bewährt habe und eine wichtige Säule der indischen Außenpolitik sei.
Russland und Indien wollen Handelsvolumen verdreifachen
Neben dem Verteidigungsabkommen stärken Indien und Russland auch die Zusammenarbeit in anderen Sektoren wie dem Energiebereich. Medienberichten zufolge wird Russland in den nächsten Jahren bis zu sechs neue Atomkraftwerke in Indien errichten.
Präsident Putin sagte bei seinem Treffen mit Premierminister Modi am Freitag, dass die Länder ihre Energiezusammenarbeit ebenso auf konkrete Förderprojekte ausweiten könnten.
"Wir sind bereit, die Möglichkeit einer Zusammenarbeit im Rahmen von Programmen wie Fernost-LNG, Arktisches LNG-2 sowie andere Projekte zur Entwicklung der natürlichen Ressourcen Sibiriens wie [der Halbinsel] Jamal und des Kontinentalschelfs in der Russischen Föderation in Betracht zu ziehen", schlug Putin vor.
Indien erhöhte seine Investitionen in den russischen Energiesektor in den letzten Jahren deutlich, während Russland zum wichtigsten indischen Erdgaslieferanten aufgestiegen ist. Im Jahr 2017 haben sich die indischen Energieimporte aus Russland verzehnfacht.
Einer unterzeichneten Absichtserklärung zufolge wird Moskau seinen indischen Partner auch bei der Umsetzung seiner ersten bemannten Raumfahrtmission unterstützen und zu diesem Zweck indische Astronauten ausbilden.
Erst vor zwei Monaten kündigte Modi in seiner Rede zum Unabhängigkeitstag an, dass Indien seine erste bemannte Raumfahrtmission bis 2022 abschließen und damit das vierte Land nach den USA, Russland und China sein werde, das dies erreicht.
Im Bereich Wirtschaft und Handel erklärten beide Seiten, dass sie in diesem Jahr das erste Treffen zum strategischen Wirtschaftsdialog in Russland abhalten und die bilateralen Investitionen bis 2025 auf 30 Milliarden US-Dollar erhöhen würden. Im vergangenen Jahr erreichte das Handelsvolumen der beiden Länder 10,17 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der russische Präsident kündigte an, die beiden Länder Pläne planten, den Handel bis 2025 auf 30 Milliarden US-Dollar anzuheben.