Die Interimsregierung sei dem Volk von Bangladesch nach den Unruhen im vergangenen Jahr "aufgezwungen" worden. Dies erklärte die ehemalige Premierministerin Scheich Hasina am Mittwoch in einem schriftlichen Interview mit RT.
Im August 2024 war sie zum Rücktritt gezwungen worden und musste nach Indien fliehen, wo sie nun lebt. Ihr zufolge gibt es "gerichtliche Beweise" dafür, dass "ausländische Söldner" an den damaligen Protesten teilgenommen und die Menschen aufgehetzt hätten.
Außerdem sei Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der die Übergangsregierung anführe und "viele Verehrer im Westen" habe, in den Aufstand verwickelt worden, bei dem viele Menschen ums Leben kamen. "Ich kann mir vorstellen, dass sich die Anzahl dieser Bewunderer mittlerweile verringert. Sie können sehen, dass er unser Land ins Chaos gestürzt, willkürliche Verhaftungen und Gewalt gegen Bürger durchgeführt und Spaltung gesät hat", sagte Hasina.
Ferner kritisierte die 78-jährige Politikerin den Westen dafür, dass es Demokratie predige und gleichzeitig die Tatsache ignoriere, dass die Führung des Landes seit mehr als anderthalb Jahre ohne Wahlen regiere. Obwohl die Wahlen im Februar 2026 stattfinden werden, wurde der ehemaligen Regierungspartei Awami-Liga die Teilnahme verboten. Ohne Teilnahme der Awami-Liga wären diese Wahlen weder "frei noch fair", betonte Hasina. Sie fügte hinzu:
"Wir sind die wichtigste Partei Bangladeschs, wir werden von Millionen Menschen unterstützt und wurden in der Geschichte unseres Landes neunmal gewählt."
Als Regierungspartei habe die Awami-Liga die Sicherheit aller Bürger unabhängig von der Religion gewährleistet, sagte die Politikerin.
"Aber das Yunus-Regime hat die Angriffe auf die religiösen Minderheiten gesehen oder sogar geleugnet und islamische Fraktionen, Unternehmen und Radikale in unserem Land willkommen geheißen."
Im Interview sprach Hasina die Beziehungen zwischen Bangladesch und dem Nachbarland Indien an. Sie bezeichnete Indien als "einen langjährigen Freund" und brachte ihre Dankbarkeit zum Ausdruck. Sie sagte:
"Allerdings gefärden Yunus' Förderung der Extremisten, seine Unfähigkeit, Hindus zu schützen, und die idiotische feindselige Rhetorik gegenüber Indien, die aus Dhaka kommt, die Partnerschaft, die wir mit viel Mühe aufgebaut haben."
Das Interview fand statt, während ein Gericht einen umstrittenen Fall wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Hasina verhandelt. Dhaka wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Armee und Polizei wurden wegen der anhaltenden Spannungen eingesetzt.
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