Trump und Kim Jong-un könnten sich in der Demilitarisierten Zone treffen

Pjöngjang und Washington haben in der jüngsten Zeit ihre Bereitschaft zur Wiederaufnahme der Gespräche gezeigt. Dennoch wollen die USA die nukleare Abrüstung der DVRK erzielen, während die nordkoreanische Führung diese Forderungen für inakzeptabel hält.

US-Präsident Donald Trump und der DVRK-Staatschef Kim Jong-un könnten sich in der Demilitarisierten Zone zwischen den beiden Koreas treffen, wie die japanische Nachrichtenagentur Nikkei mitteilte. Ein hochrangiger Beamter des südkoreanischen Außenministeriums berichtete, das Treffen könnte parallel zum Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in Gyeongju verlaufen, das vom 31. Oktober bis 1. November stattfindet.

Trumps Asienreise ist für Ende Oktober geplant. Im Rahmen der Tournee wird er nach Malaysia reisen, wo er sich mit Indiens Premierminister Narendra Modi treffen wird, und nach Japan zum Treffen mit dem noch zu wählenden neuen Premierminister des Landes.

Das Weiße Haus hatte vor kurzem Trumps Bereitschaft zu einem Treffen mit Kim ohne Vorbedingungen erklärt. Der US-Präsident selbst äußerte die Hoffnung auf ein Treffen mit Kim, um die persönliche Diplomatie zu unterstützen.

Trump und Kim trafen sich bereits dreimal – das erste Mal im Juni 2018 in Singapur, ein weiteres Mal im Februar 2019 in Hanoi und das letzte Treffen fand im Juni 2019 im innerkoreanischen Waffenstillstandsdorf Panmunjeom statt.

Am 22. September erklärte der nordkoreanische Staatschef, er sei offen für solche Gespräche, vorausgesetzt, dass Washington auf die Idee der Denuklearisierung der DVRK verzichten werde. "Wenn sich die Vereinigten Staaten von ihrer absurden Idee der 'Denuklearisierung' anderer Länder lösen, die Realität anerkennen und eine echte friedliche Koexistenz mit uns anstreben, dann haben wir keine Gründe, auf die Verhandlungen mit den USA zu verzichten", sagte Kim. "Ich persönlich habe noch immer gute Erinnerungen an den derzeitigen US-Präsidenten Trump."

Die Zeitung Wedomosti hat Experten zu den möglichen Perspektiven des Verhältnisses zwischen Pjöngjang und Washington befragt.

Die Beziehungen zwischen den USA und der DVRK seien nicht reibungslos, sagt Pawel Koschkin, ein leitender Forscher am Institut für US-amerikanische und kanadische Studien an der Russischen Akademie der Wissenschaften. Während Trumps erster Amtszeit als US-Präsident habe Washington die DVRK als "Terrorismus unterstützenden Staat" anerkannt. Derzeit gehöre dieses Land zusammen mit Russland zur sogenannten "neuen Achse des Bösen". Daher seien die groben Rahmenbedingungen für den "Dialog" bereits festgelegt, betont Koschkin. Washington will die nukleare Abrüstung der DVRK, die diese Forderungen für inakzeptabel halte.

Trumps Politik gegenüber der DVRK bezeichnet der Experte als den außenpolitischen Populismus – es gehe um ein Treffen um des Treffens willen, nicht um diplomatische Ergebnisse zu erzielen. Die DVRK ihrerseits will zeigen, dass das Land nicht isoliert sei und mit der einzigen Supermacht auf Augenhöhe kommunizieren könne, so Koschkin.

Theoretisch sei es möglich, dass die realistische Trump-Regierung von der Forderung nach einer Denuklearisierung der DVRK absehen könnte, meint Andrei Lankow, Professor an der Kookmin-Universität in Seoul. 

Die beiden Seiten deuteten an, sie seien für die Verhandlungen bereit, so der Experte. Zuerst würden die Gespräche eher darauf abzielen, dass Trump und Kim politische Punkte in ihren Ländern gewinnen, was dann Möglichkeiten für neue Gespräche eröffnen könnte.  

Lankow weist auf die Verhandlungen in Hanoi im Jahr 2019 hin, wo die Seiten versuchten, einen Kompromiss zu erzielen – die Vernichtung der nordkoreanischen nuklearen Objekte, einschließlich Zentrifugen zur Urananreicherung, im Tausch gegen die Aufhebung der Sanktionen.

Derzeit, erklärt der Experte weiter, liege der Schlüssel zur Aufhebung der Sanktionen gegen Pjöngjang in den Händen der USA als Mitglied des UN-Sicherheitsrates. Denn Russland und China würden eine solche Entscheidung unterstützen, während Frankreich und Großbritannien nach dem Willen der USA abstimmen würden.

Seit den Verhandlungen in Hanoi im Jahr 2019 habe sich die Situation zugunsten der DVRK geändert. Nun müsse sich Trump, der damals aus den Verhandlungen ausgestiegen sei, mit schlechteren Bedingungen abfinden, falls er sich für eine Vereinbarung mit Pjöngjang entscheiden würde, betont Lankow.

Die Lage der DVRK habe sich seit 2019 erheblich verbessert – beispielsweise hat das Land dank des Handels mit Russland Mittel erhalten, die es seit langem nicht mehr gesehen habe, und die Unterstützung Moskaus und Pekings hole die DVRK aus der Isolation heraus. Deswegen sei Pjöngjang jetzt an einem Kompromiss weniger interessiert und stehe unter weniger Druck als zuvor. Was Südkorea betrifft, so habe Seoul große Angst, Trump zu verärgern. Daher werde die jetzige südkoreanische Führung Trumps Bemühungen in Bezug auf Pjöngjang kaum aktiv sabotieren, fasst Lankow zusammen.

Mehr zum Thema – Seoul warnt: Pjöngjang besitzt bis zu zwei Tonnen hochangereichertes Uran