Bangladeschs Ex-Regierungschefin Hasina macht USA für ihren Sturz mitverantwortlich

Nach ihrer Flucht aus Bangladesch hat die frühere Premierministerin Scheich Hasina einen möglichen Grund ihres Sturzes genannt. Die 76-Jährige, die das Land jahrzehntelang regiert hatte, machte die USA für das abrupte Ende ihrer Amtszeit mitverantwortlich.

Die aus Bangladesch nach Indien geflohene ehemalige Premierministerin Scheich Hasina hat sich über ihr nahes Umfeld zu Wort gemeldet. Die indische Zeitung The Economic Times veröffentlichte am Sonntag ihre Äußerungen über die jüngsten gewaltsamen Proteste im asiatischen Land, das sie jahrzehntelang regiert hatte. Die 76-Jährige machte die USA für ihren Sturz mitverantwortlich.

"Ich hätte an der Macht bleiben können, wenn ich die Souveränität über St. Martin's Island aufgegeben und den USA die Kontrolle über den Golf von Bengalen überlassen hätte."

Sie sei zurückgetreten, um eine große Zahl an Opfern zu vermeiden, fügte Hasina hinzu. Radikale Kräfte hätten nach dem Tod zahlreicher Studenten die Macht übernehmen wollen, was sie aber verhindert habe. Die Politikerin rief ihre Landsleute dazu auf, sich nicht von den Radikalen beeinflussen zu lassen.

Ferner kündigte die 76-Jährige ihre baldige Rückkehr nach Bangladesch an. Sie brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass ihre Partei Awami-Liga die aktuelle Krise überstehen werde. Sie werde immer für die Zukunft von Bangladesch und seine Nation beten, für die ihr Vater gekämpft habe, erklärte Hasina.

Zuvor hatte das indische Nachrichtenportal Firstpost berichtet, dass Washington Dhaka angeboten habe, St. Martin's Island dem US-Militär in Pacht zu geben. Die USA wollten dort demnach einen Luft- und Marinestützpunkt aufbauen. Zudem hätten die USA Bangladesch in die Quad-Sicherheitsgruppe, bestehend aus den USA, Australien, Indien und Japan, eingeladen.

St. Martin's Island ist eine acht Quadratkilometer große Koralleninsel im Golf von Bengalen, die Bangladesch gehört. Die Insel liegt etwa neun Kilometer von der Küste des asiatischen Landes entfernt und wird inoffiziell auch als Kokosnuss-Insel bezeichnet.

Zuletzt waren in Bangladesch Studenten auf die Straßen gegangen, um gegen Quotenregelungen bei der Vergabe von Stellen im öffentlichen Dienst zu protestieren. Diese Forderung mündete letztendlich in Protesten gegen Hasina und ihre Partei. Dabei kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit mindestens 440 Toten. Am Montag stürmten Demonstranten die Residenz von Hasina. Die 76-jährige Regierungschefin setzte sich nach Indien ab. Am Dienstag löste Präsident Mohammed Shahabuddin das Parlament auf.

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