Südkoreas Präsidentenpartei will offenbar Atombomben für das Land. Der Bürgermeister der Hauptstadt Seoul Oh Se-hoon, der als Parteifreund des Präsidenten Yoon Suk-yeol gilt, erklärte laut einem Zitat in der FAZ: "Wenn ich mir den fünften Ballon mit Müll und Fäkalien anschaue, der heute eingetroffen ist, dann kann ich nicht anders, als zu denken, dass wir auch Atomwaffen entwickeln sollten." Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen immer wieder hunderte Ballons gen Süden fliegen lassen, an denen Beutel mit Papierresten und Exkrementen hingen. Einige davon waren auch in Seoul niedergegangen.
Noch deutlicher wurde die Parteikollegin Na Kyung-won. Wenn sie zur Vorsitzenden gewählt werde, wolle sie die "atomare Selbstbewaffnung" zur Linie der Partei machen, der mit ihr auch der Präsident angehört, kündigte Na an.
Der russische Präsident Wladimir Putin war Ende Juni kaum von seiner Asienreise heimgekehrt, als ein dem südkoreanischen Geheimdienst unterstelltes Forschungsinstitut eine Analyse seines Treffens mit dem nordkoreanischen Staatsoberhaupt Kim Jong-un veröffentlichte. Putins Besuch in Pjöngjang habe deutlich gemacht, dass Russland die atomare Bewaffnung Nordkoreas "indirekt toleriert", behaupteten die Analysten des Institute for National Security Strategy.
Es kommt gegenwärtig ein Trump-Effekt hinzu: Derzeit nutzt Südkorea zwar den atomaren Schutzschirm der US-Amerikaner, und in regelmäßigen Treffen besprechen südkoreanische und US-Militärs gemeinsam Handlungsabläufe für den Fall eines Einsatzes von US-Atomwaffen. Über der aktuellen Diskussion schwebt jedoch die Möglichkeit, dass Donald Trump im November abermals zum US-Präsidenten gewählt werden könnte. Trump hatte in seiner vorigen Amtsperiode Südkorea damit gedroht, möglicherweise die US-amerikanischen Truppen aus dem Land abzuziehen. Sollte Trump tatsächlich Südkorea die militärische Unterstützung entziehen, werde es wahrscheinlicher, dass sich das Land eigene Atomwaffen besorgt, meinen viele Experte in Südkorea.
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