Nach seiner Müllattacke gegen Südkorea Mitte dieser Woche ist die Führung in Pjöngjang anscheinend auf den Geschmack gekommen. Am Samstag schickte Nordkorea erneut hunderte an Ballons befestigte Müllsäcke über die Grenze. Wie der Generalstab in Seoul mitteilte, seien im Zeitraum von 20 Uhr am Samstag bis 13 Uhr am Sonntag (Ortszeit) ungefähr 720 Müllballons entdeckt worden. Bei den Abfällen handele es sich größtenteils um Zigarettenkippen, Plastiktüten und Altpapier. Die Nachrichtenagentur Yonhap zitierte einen Offizier, der anonym bleiben wollte, mit den Worten:
"Etwa 20 bis 50 Ballons bewegen sich pro Stunde durch die Luft und landen in Seoul und in den Provinzen Gyeonggi, Chungcheongbuk und Gyeongsangbuk."
Die südkoreanischen Behörden warnten die Bevölkerung davor, den Unrat aus Nordkorea zu berühren, weil er potenziell gefährlich sein könne. Im Falle eines Fundes solle die Polizei oder das Militär informiert werden. Da in den Müllballons auch giftige Stoffe vermutet wurden, schossen die Sicherheitsbehörden sie nicht ab, sondern sammelten sie nach ihrer Landung ein. Nach 13 Uhr am Sonntag wurden vorerst keine Ballons mehr gesichtet.
Außerdem berichtete Yonhap, dass das nordkoreanische Militär auch die GPS-Signale in der Nähe der Demarkationslinie den fünften Tag in Folge gestört habe. Erste Störungen waren am Mittwoch in den nordwestlichen Gewässern des Landes gemeldet worden.
Südkoreas Regierungschef Han Duck-soo verurteilte am Sonntag die Handlungen des Nachbarlandes. Er sprach von einer "verruchten" Provokation und kündigte Gegenmaßnahmen an.
Nach Angaben der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA wurden im Zeitraum vom 28. Mai bis zum 2. Juni insgesamt 15 Tonnen Müll nach Südkorea befördert. Sollte Seoul seine Flugblattaktionen wiederholen, werde es als Gegenreaktion ähnliche Müllattacken geben, hieß es.
Nordkorea hatte bereits am Mittwoch ungefähr 260 Ballons mit Müll über die Grenze geschickt. Diese landeten dann in verschiedenen Provinzen des Landes und auch in der Hauptstadt Seoul. Die Müllsäcke enthielten Plastikflaschen, Batterien, Schuhfragmente und sogar Exkremente. Die Müllattacke kam nicht unerwartet. Kurz zuvor hatte Pjöngjang eine südkoreanische Flugblattaktion vom 10. Mai scharf kritisiert. Die Behörden kündigten eine ähnliche Gegenaktion an. Das Nachbarland werde am eigenen Leib erfahren, wie viel Mühe das Aufräumen von Müll koste, hieß es.
Bei ihrer jüngsten Kampagne hatten südkoreanische Aktivisten, darunter nordkoreanische Überläufer, mehrere Heliumballons mit 300.000 Flugblättern und 2.000 USB-Sticks über die Grenze befördert.
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