China hat am Donnerstag nach eigenen Angaben um 7.45 Uhr mit Militärübungen rund um Taiwan und dessen vorgelagerte Inseln begonnen. Die Übungen sollen bis Freitag andauern, sagte ein Militärsprecher. Beteiligt seien dabei Kräfte des Heeres, der Marine, der Luftwaffe, der Raketentruppen sowie der Küstenwache. Das großflächige Manöver ist die erste größere Reaktion der Volksrepublik auf die Amtseinführung des taiwanischen "Präsidenten" Lai Ching-te, der am Montag in Taipeh vereidigt worden war. Lai gehört zur seit acht Jahren regierenden Fortschrittspartei, die für die Eigenständigkeit der abtrünnigen chinesischen Inseln Taiwans eintritt.
Es gehe darum, zwei Tage lang die Kampfbereitschaft zu testen. Außerdem wolle man mit der Militärübung die "separatistischen Handlungen der taiwanischen Unabhängigkeitsbefürworter" bestrafen, hieß es aus Peking.
Auf einer ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Karte verzeichnete die Volksbefreiungsarmee fünf großflächige Übungsgebiete rund um Taiwans Hauptinsel. Zudem begann Peking mit Manövern auch rund um die China vorgelagerten taiwanischen Inseln Kinmen, Matsu, Dongyin und Waqiu, an denen sich die Küstenwache beteiligte.
Der chinesische Außenminister Wang Yi bezeichnete Lai als "schändlich". Lai hat nach Angaben der taiwanischen Regierung wiederholt Gespräche mit China angeboten, wurde aber abgewiesen. Er sagte kürzlich, nur "das taiwanesische Volk" könne über seine Zukunft entscheiden, und lehnt "Pekings Souveränitätsansprüche" ab.
Im April des vergangenen Jahres hatte die Volksbefreiungsarmee als Reaktion auf ein Treffen der vorherigen "Präsidentin" Tsai Ing-wen in den USA mit dem damaligen Sprecher des Repräsentantenhauses Kevin McCarthy Einkreisungsmanöver und Scheinangriffe auf die abtrünnige Insel Taiwan durchgeführt.
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