Das geopolitische Ringen zwischen den Großmächten USA und China ist auch ein Kampf um die öffentliche Meinung in Asien. Die Mehrheit der Einwohner des Verbandes Südostasiatischer Nationen (ASEAN) gibt an, dass sie eine Annäherung ihrer Länder an China den USA vorziehen würden. Damit hat sich die Stimmung in der Region gegenüber den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschoben.
Nach den Ergebnissen einer Meinungsumfrage, die vom ASEAN Studies Centre in den zehn Ländern des Blocks durchgeführt wurde, gaben 50,5 Prozent der Befragten an, dass sie sich für China entscheiden würden, wenn ihr Land gezwungen wäre, sich mit einer der beiden Supermächte zu verbünden. Auf der anderen Seite entschieden sich 49,5 Prozent für die USA, während 11,6 Prozent der Befragten ihre Meinung zwischen 2023 und 2024 änderten.
Der ASEAN-Block umfasst Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam. Nach Angaben des IWF belief sich das nominale BIP der ASEAN-Staaten im Jahr 2023 auf rund 3,9 Billionen US-Dollar. Die Umfrage unterstreicht auch einen "wachsenden Optimismus" in Bezug auf die zukünftigen Beziehungen zwischen ASEAN und China: Die Zahl der Befragten, die "eine Verbesserung erwarten", stieg demnach von 38,7 Prozent im Jahr 2023 auf 51,4 Prozent im Jahr 2024.
An der Umfrage nahmen insgesamt 1.994 Personen aus allen ASEAN-Mitgliedsstaaten teil, von denen die meisten einen Hochschulabschluss haben und im Wirtschafts- und Finanzsektor tätig sind. Auf die Frage, welche geopolitischen Ereignisse sie als "strategische Unsicherheiten für die Region" betrachten, wählten 46,5 der Befragten den israelischen Völkermord in Gaza.
Der ASEAN-Block machte letztes Jahr Schlagzeilen, als die Mitgliedsstaaten den Prozess der Entdollarisierung einleiteten, um die Bedrohung durch einseitige US-Sanktionen zu umgehen.
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