Nachdem das nordkoreanische Militär am Dienstag nach eigenen Angaben seinen ersten Spionagesatelliten erfolgreich in den Orbit gebracht haben will, behauptet die Nachrichtenagentur KCNA, dass Nordkorea nun über Satellitenaufnahmen des US-Luftwaffenstützpunktes auf der Pazifikinsel Guam verfüge. In einer entsprechenden Mitteilung vom Mittwoch heißt es, dass Kim Jong-un sich die Fotos der Andersen Air Force Base, des Hafens Apra Harbor und anderer wichtiger US-Stützpunkte angeschaut habe, die der Spionagesatellit um 9:21 Uhr Ortszeit am 22. November über dem nicht-inkorporierten US-Territorium geschossen habe.
Am Dienstag hatte Pjöngjang seien ersten erfolgreichen Start eines Aufklärungssatelliten gemeldet und weitere Starts für die nahe Zukunft angekündigt, nachdem die vorigen Versuche im Mai und im August dieses Jahres gescheitert waren. Diesmal brachte die Trägerrakete vom Typ Chŏllima-1 den Raumapparat mit dem Namen Malligyong-1 sicher in die Erdumlaufbahn. Der Start fand mehr als eine Stunde früher als angekündigt im Kreis Tongchang statt. Staatschef Kim Jong-un wohnte dem historischen Moment persönlich bei. Danach gratulierte er den zuständigen Beamten, Wissenschaftlern und Technikern zu dem erfolgreichen Start. Die Nachrichtenagentur KCNA verbreitete entsprechende Fotos.
Nordkoreas Führung hatte die japanische Regierung über den Start im Voraus informiert, ohne jedoch einen genauen Termin zu nennen. Es hieß lediglich, dass sich der Start im Zeitraum von neun Tagen vollziehen würde. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Tokio trennten sich von der nordkoreanischen Rakete einige Fragmente. Eines davon stürzte etwa 350 Kilometer von der koreanischen Halbinsel entfernt in das Ostchinesische Meer. Die zweite Raketenstufe fiel etwa 1.200 Kilometer südwestlich des südlichsten japanischen Atolls Okinotorishima in den Pazifik.
Die Reaktionen aus Seoul, Tokio und Washington ließen nicht lange auf sich warten. Südkorea setzte ein vor fünf Jahren mit Nordkorea unterzeichnetes Abkommen über den Abbau von militärischen Spannungen teilweise aus. Somit machte das südkoreanische Militär den Weg frei, Aufklärungsoperationen in der entmilitarisierten Zone zwischen den verfeindeten Ländern wiederaufzunehmen. Des Weiteren vereinbarten Südkorea, Japan und die USA eine gemeinsame Marineübung vor der koreanischen Halbinsel. Der Termin war allerdings zunächst nicht klar. Die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Bezugnahme auf eine Quelle, die Manöver könnten bereits an diesem Wochenende unter Teilnahme des atomangetriebenen US-Flugzeugträgers USS Carl Vinson beginnen. Am Mittwoch traf zudem in Südkorea ein US-Atom-U-Boot ein. Die USS Santa Fe ankerte in einem südkoreanischen Marinestützpunkt auf der Insel Jejudo.
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