Pjöngjang befürchtet offenbar eine Welle von Flugblattpropaganda aus Südkorea, nachdem das Verfassungsgericht in Seoul das seit Ende 2020 geltende Verbot für das Versenden von Flugblättern nach Nordkorea für rechtswidrig befunden und somit aufgehoben hat. Im Beschluss von Ende September dieses Jahres heißt es, dass das Verbot die Meinungsfreiheit übermäßig einschränke.
Die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA sieht in dieser Entscheidung einen möglichen Auslöser des Endes Südkoreas. Wie der politische Kommentator Kim Yun-mi in seinem Artikel vom 8. November schreibt, handele es sich bei der Einschleusung von Flugblättern um einen psychologischen Krieg und sogar einen präventiven Angriff. Demnach sei das Verschicken von Flugblättern mit Luftballons keine Initiative von Bürgerorganisationen. Das Gerede von Freiheit und Menschenrechten sei nur ein Trick, hinter dem sich die Führung in Südkorea verstecke.
Der Verfasser des Artikels warnt vor dem Ernst der Lage und verweist darauf, dass neulich ein atomwaffenfähiges U-Boot der US-Marine im südkoreanischen Hafen Busan Anker geworfen hat. Die gemeinsamen Militärübungen der USA und Südkoreas bezeichnet Kim Yun-mi als Vorbereitungen für einen Angriffskrieg. Die massenhafte Einschleusung von Flugblättern habe schon zu einem Schusswechsel im Jahr 2014 und zur Sprengung des innerkoreanischen Verbindungsbüros an der Grenze im Jahr 2020 geführt.
Nordkoreas Volk habe Nachsicht geübt, solange das südkoreanische Verbot für das Versenden von Flugblättern noch in Kraft gewesen sei. Der Verfasser erwähnt dabei eine bösartige Infektionskrankheit, mit der er offensichtlich das Coronavirus meint. Diese Krankheit sei durch den "menschlichen Abschaum" eingeschleppt worden und habe dem Land stark geschadet. Vor diesem Hintergrund könne dem nordkoreanischen Volk der Geduldsfaden reißen.
Pjöngjang könnte nach der Aussetzung des Verbots für einen "Raketenregen" auf Südkorea sorgen. Die nordkoreanische Attacke würde sich dann nach dem KCNA-Artikel gegen Flugblätter-Vertriebszentren und die "Hochburg der Marionetten" in Südkorea richten. Für eine mögliche Zuspitzung der Situation auf der koreanischen Halbinsel macht die Nachrichtenagentur Seoul und Washington verantwortlich.
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