Der 100-jährige Kissinger traf sich am Mittwoch mit dem Top-Diplomaten Chinas Wang Yi. Der Direktor der Zentralen Kommission für auswärtige Angelegenheiten beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei (KP) Chinas sagte beim Treffen in Richtung der USA, es sei "unmöglich", China aufgrund von Differenzen in den Bereichen Handel, Technologie und Taiwan umzuwandeln, einzukreisen oder einzudämmen.
Am Dienstag führte Kissinger Gespräche mit dem Verteidigungsminister Li Shangfu, der wegen der von ihm beaufsichtigten Waffengeschäfte mit Russland nicht in die USA einreisen darf. Er hoffe, dass die USA mit China zusammenarbeiten können, um die gesunde Entwicklung der Beziehungen zwischen den beiden Streitkräften zu fördern, sagte Li Shangfu.
Das chinesische Verteidigungsministerium zitierte Li, der die Rolle Kissingers bei der Öffnung der China-USA-Beziehungen in den frühen 1970er Jahren lobte, aber sagte, die bilateralen Beziehungen hätten einen Tiefpunkt erreicht, weil "einige Leute auf US-Seite nicht bereit sind, China auf halbem Wege entgegenzukommen".
Das US-Außenministerium wollte Kissingers Treffen mit Li Shangfu nicht kommentieren und teilt mit, das Ministerium könne nicht für "Privatpersonen sprechen, die nicht Teil der Regierung sind".
Nach Treffen mit dem Verteidigungsminister Li Shangfu und dem Topdiplomaten Wang Yi traf sich der frühere US-Außenminister auch mit Staats- und Parteichef Xi Jinping. Wie der Staatssender CCTV berichtet, habe sich Xi im Staatsgästehaus Diaoyutai mit Kissinger getroffen.
Kissinger genießt in China hohes Ansehen. Er hatte im Juli 1971 eine geheime Reise nach China unternommen, um damit erste Schritte zur Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten anzugehen. "Die USA und China sollten Missverständnisse ausräumen, friedlich koexistieren und Konfrontationen vermeiden", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Kissinger.
China brach im vergangenen August einige Kontakte auf mittlerer und hoher Ebene mit der Biden-Regierung ab, unter anderem wegen der Wetterballon-Affäre. Peking zeigte sich zudem verärgert über die Reise der damaligen Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi auf die abtrünnige Insel Taiwan.
Kissingers Besuch fällt mit dem von Bidens oberstem Klimabeauftragten John Kerry zusammen. Er ist nach dem US-Außenminister Antony Blinken und der US-Finanzministerin Janet Yellen der dritte hochrangige Beamte der Regierung Biden, der in den letzten Wochen zu Treffen mit Amtskollegen nach China reiste.
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