Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat am Dienstag Japan ihre Zustimmung für die geplante Verklappung von Kühlwasser aus dem havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima ins Meer erteilt – und dies trotz des heftigen Widerstands Pekings und Einheimischer, wie Reuters berichtet.
Der Chef der IAEA, Rafael Grossi, übergab dem japanischen Premierminister Fumio Kishida einen Abschlussbericht, in dem die IAEA erklärte, Japans Plan entspreche den internationalen Sicherheitsstandards und habe "vernachlässigbare radiologische Auswirkungen auf Mensch und Umwelt".
Japan muss jedoch eine endgültige Entscheidung darüber treffen, ob das Wasser freigesetzt werden soll. Die geplante Freisetzung soll voraussichtlich 30 bis 40 Jahre lang dauern. Japan hat keinen Termin für den Beginn der Wasserfreigabe genannt, da die staatliche Atomaufsichtsbehörde dem japanischen Unternehmen Tokyo Electric Power noch eine offizielle Genehmigung erteilen muss. Ein solcher Termin könnte aber bereits in dieser Woche bekannt gegeben werden.
Obwohl Grossi von einer Gruppe von Demonstranten in Tokio empfangen wurde, erklärte er gegenüber Reportern im Japan, er wolle versuchen, die anhaltenden Sorgen über mögliche Schäden durch die Verklappung zu zerstreuen. Zudem werde er Mitarbeiter der IAEA zur Überwachung der Freisetzung in der Fukushima-Anlage stationieren.
Gegen das japanische Entsorgungsvorhaben regt sich seit langem der Widerstand örtlicher Fischer. Eine Petition aus den Regionen rund um die Anlage sammelte bereits mehr als 250.000 Unterschriften. Auch in Ländern wie Südkorea, China und Neuseeland bestehen Sorgen. Peking erwies sich dabei als Tokios größter Kritiker.
Bei seinem Treffen mit Grossi versicherte der japanische Premierminister Kishida, dass Japan seinem Volk sowie der internationalen Gemeinschaft weiterhin aufrichtig und transparent Erklärungen liefern werde, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen fußten.
Japan stellte fest, dass es das Kühlwasser inzwischen gefiltert habe. Die meisten radioaktiven Elemente sollen entfernt worden sein, mit Ausnahme von Tritium, einem Wasserstoffisotop, das sich nur schwer aus dem Wasser entfernen lässt.
Peking erklärte indes, dass der IAEA-Bericht kein "grünes Licht" für die Verklappung des Wassers bedeuten sollte und forderte, diesen Plan zu stoppen. In der Erklärung des chinesischen Außenministeriums heißt es:
"Wenn die japanische Seite ihren eigenen Weg gehen will, muss sie alle Konsequenzen tragen."
China "bedauert die voreilige Veröffentlichung" des IAEA-Berichts.
Nach Angaben des chinesischen Außenministeriums werde die Schlussfolgerung des IAEA-Berichts nicht von allen Experten geteilt. Der Bericht spiegele die Ansichten der Experten, die an der Überprüfung teilgenommen haben, nicht vollständig wider. Außerdem hieß es in der chinesischen Erklärung:
"Um Kosten zu sparen, besteht Japan trotz Sorgen und Widerstände der internationalen Gemeinschaft darauf, nuklear verseuchtes Wasser ins Meer freizusetzen, und will den Pazifischen Ozean als 'Kanalisation' nutzen."
Grossi soll die Fukushima-Anlage am Mittwoch besuchen, wie Reuters berichtet. Im Anschluss an seine Japanreise wird er Südkorea besuchen, wo Einheimische im Vorfeld der Wasserfreisetzung bereits Meersalz und andere Produkte aufkaufen. Medienberichten zufolge könnte er außerdem Neuseeland und die Cook-Inseln besuchen, um die Sorgen gegenüber dem japanischen Plan zu zerstreuen.
Die Nuklearkatastrophe von Fukushima hatte sich im Jahr 2011 ereignet. Nach einem Erdbeben der Stärke 9,0 und dadurch verursachten Tsunami-Wellen kam es im Atomkraftwerk Fukushima zur Kernschmelze. Dabei wurden große Mengen an radioaktiven Emissionen in die Luft, den Boden und das Wasser freigesetzt. Mehr als 18.000 Menschen kamen bei dem Tsunami ums Leben.
Mehr zum Thema – Japan will Kühlwasser aus Kernkraftwerk Fukushima in den Pazifik verklappen