Das südkoreanische Militär hat am 30. Mai eine dreitägige Übung an der westlichen Grenze des Landes gestartet. Die Manöver finden auf einer Inselgruppe im Gelben Meer statt – zum ersten Mal seit sechs Jahren. Das Training entfaltet sich unter anderem auf der Baengnyeong-Insel. Das ist die westlichste Insel des Landes, sie liegt 209 Kilometer Luftlinie von der Hauptstadt Seoul entfernt.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Yonhap sind daran das Heer, die Marine, die Marineinfanterie und die Luftwaffe beteiligt. Ein Militärsprecher wird mit den Worten zitiert:
"Wir haben die Überwachung angesichts möglicher Provokationen Nordkoreas im Laufe der Übungen verschärft."
Die Agentur schreibt dabei, dass das südkoreanische Militär die letzte solche Übung vor sechs Jahren durchgeführt habe. Die lange Pause sei durch die COVID-19-Pandemie und die Bemühungen der vorigen Regierung in Seoul bedingt gewesen, die Beziehungen zum nördlichen Nachbarland zu normalisieren.
Die südkoreanischen Militärmanöver werden im Vorfeld eines von Nordkorea angekündigten Satellitenstarts durchgeführt. Beim Raumapparat handelt es sich nach Angaben des nordkoreanischen Militärs um den ersten Spionagesatelliten des Landes. Der Start wird demnach im Juni erfolgen. Der Militärsatellit soll Informationen sammeln, um die USA und ihre Verbündeten "zurückzuhalten". Die Regierung in Pjöngjang argumentiert den Schritt damit, dass das Land angesichts der "unvernünftigen Militärübungen der USA und Südkoreas" seine militärische Aufklärung ausbauen und seine offensive und defensive Bewaffnung modernisieren müsse. Pjöngjang wirft Washington außerdem vor, auf der Koreanischen Halbinsel und in deren Umgebung feindselige Spionageaktivitäten zu betreiben – darunter aus der Luft.
Die USA haben inzwischen Nordkorea vor dem Start des Satelliten gewarnt. Die Führung in Pjöngjang solle auf ihre Drohungen verzichten und sich stattdessen an einer ernsten und nachhaltigen Diplomatie beteiligen, so der Sprecher des US-Außenministeriums Vedant Patel.
Mehr zum Thema - Südkorea opfert sich für die Machtprojektion der USA im pazifischen Raum