Trotz Kritik aus Oppositionslager: USA und Südkorea verstärken atomare Abschreckung gegen Nordkorea

Während Yoon und Biden sich vor dem Weißen Haus einig zeigten, verliert der südkoreanische Präsident in Umfragen in Südkorea an Zustimmung. Die an die Öffentlichkeit durchgestochenen Pentagon-Dokumente enthüllten, dass die USA nicht nur politische Gegner, sondern auch den engen Verbündeten Südkorea ausspioniert hatten.

Bei dem Besuch in Washington einigten sich Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol und sein US-amerikanischer Amtskollege Joe Biden am Donnerstag auf eine härtere Abschreckungspolitik gegenüber Nordkorea. Das Ergebnis des Treffens war die sogenannte Washingtoner Erklärung, die siebzig Jahre nach dem Verteidigungsbündnis zwischen den USA und Südkorea zustande kommt. Das Abkommen gesteht der Führung in Seoul eine größere Rolle bei der Planung einer nuklearen Reaktion auf einen möglichen Angriff Nordkoreas in der Region zu.

Die Washingtoner Erklärung sieht vor, dass die USA "strategische Mittel" rund um die koreanische Halbinsel stationieren: Die USA werden atomwaffenfähige U-Boote in die Gewässer um die koreanische Halbinsel entsenden. Und im Ernstfall soll eine "rasche, überwältigende und entschlossene Reaktion" folgen. Das letzte Mal, dass die USA Atomwaffen in Südkorea stationiert hatten, war im Jahr 1991.

Seit Anfang 2022 hat Nordkorea viele Testraketen in die Meere um Korea gefeuert, teilweise auch Langstreckenraketen, mit denen man von Pjöngjang aus Washington treffen könnte.

In den vergangenen Monaten waren Zweifel am Schutz durch die USA in Seoul zu hören. Und dazu kamen die durchgestochenen Pentagon-Dokumente, die enthüllten, dass die USA nicht nur politische Gegner, sondern auch den engen Verbündeten Südkorea ausspioniert hatten.

In Umfragen in Südkorea verliert Yoon an Zustimmung. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass die Südkoreaner unzufrieden mit seiner Außenpolitik sind. Besonders der Oppositionsführer Lee Jae-myung kritisiert Yoon auf das Schärfste: Da dieser im Zusammenhang mit den Spionagevorwürfen bislang keine mahnenden Worte an die USA gerichtet hat, warf Lee ihm vor, er lasse sich von Washington "diplomatisch demütigen". 

Chinesische Experten warnten zugleich, dass die mögliche Stationierung von Atomwaffen durch Washington, einschließlich eines nuklear bewaffneten U-Boots in Südkorea, eine weitere Nuklearkrise auf der koreanischen Halbinsel auslösen könnte und dass Washington und Seoul die volle Verantwortung für die Folgen übernehmen müssten.

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