Nordkorea hat nach eigenen Angaben eine neue nukleare Unterwasserdrohne getestet, die einen "radioaktiven Tsunami" erzeugen könne. Einem Bericht der staatlichen koreanischen Nachrichtenagentur KCNA zufolge sei sie bei einer Übung 59 Stunden in einer Tiefe von 80 bis 150 Metern unterwegs gewesen, bevor sie am Donnerstag in den Gewässern vor der Ostküste Nordkoreas zur Detonation gebracht wurde. "Die Aufgabe der strategischen Unterwasser-Nuklearwaffe besteht darin, heimlich in operative Gewässer einzudringen und durch eine Unterwasserexplosion einen radioaktiven Tsunami großen Ausmaßes zu erzeugen, um Marinestreitkräfte und wichtige operative Häfen des Feindes zu zerstören", meldete die KCNA. Westliche Analysten mahnten jedoch zur Skepsis, da es an Beweisen fehle.
Dem KCNA-Bericht zufolge befindet sich die Waffe seit 2012 in der Entwicklung und wurde in den vergangenen zwei Jahren mehr als 50 Tests unterzogen. Der Test in dieser Woche habe "die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Drohne und ihre Fähigkeit zu tödlichen Schlägen bestätigt", berichtete die KCNA weiter. Sie könne demnach von jedem Hafen aus eingesetzt oder von einem Überwasserschiff zu ihrem Einsatzort geschleppt werden. Der Test der angeblichen "nuklearen Unterwasser-Angriffsdrohne" war Teil einer dreitägigen Übung, bei der nukleare Angriffe auf nicht näher bezeichnete südkoreanische Ziele simuliert wurden und die am Mittwoch auch den Start von Marschflugkörpern umfasste.
Die jüngsten Tests des isolierten Landes zielten dem Bericht zufolge darauf ab, die Vereinigten Staaten und Südkorea vor einer sich anbahnenden "Nuklearkrise" zu warnen, da sie ihre "absichtlichen, anhaltenden und provokativen Kriegsübungen" fortsetzen. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un habe die Tests persönlich überwacht und geschworen, seine Rivalen, die "US-Imperialisten" und das "südkoreanische Marionettenregime", mit "mächtigen" Demonstrationen seines militärischen Atomprogramms zur Verzweiflung zu bringen", um ihnen klarzumachen, dass sie "mit der Ausweitung ihrer gemeinsamen Übungen mehr verlieren als gewinnen werden".
Damit bezog sich der nordkoreanische Staatschef auf ein von Südkorea und den USA abgehaltenes Manöver, das zur selben Zeit stattfand. Kim wirft den beiden Ländern vor, mit den gemeinsamen Übungen die Lage auf der koreanischen Halbinsel zu gefährden und eine Invasion Nordkoreas vorzubereiten. Die USA und Südkorea weisen die Vorwürfe jedoch zurück und bezeichneten die nordkoreanischen Waffentests als destabilisierend und als einen Verstoß gegen die UN-Sanktionen. Die Bündnispartner hatten am Donnerstag ihr elftägiges Manöver "Freedom Shield 23" beendet, setzen aber derzeit noch einige Gelände- und Flugübungen fort.
Stunden nach Nordkoreas angeblichem Test einer nuklearen Unterwasser-Angriffsdrohne veröffentlichte die südkoreanische Luftwaffe ihrerseits Einzelheiten zu einer fünftägigen gemeinsamen Luftübung mit den Vereinigten Staaten. Die Luftwaffe erklärte, die Übung, an der mehrere südkoreanische Kampfjets und mindestens ein US-Kampfflugzeug des Typs A-10 beteiligt waren, habe zum Ziel gehabt, die Fähigkeit zu Präzisionsschlägen zu überprüfen und die Glaubwürdigkeit der "Drei-Achsen"-Strategie Seouls gegen die nordkoreanische Nuklearbedrohung zu bekräftigen – das präventive Ausschalten von Angriffsquellen, das Abfangen ankommender Raketen und die Neutralisierung der nordkoreanischen Führung und wichtiger militärischer Einrichtungen.
Man geht davon aus, dass Nordkorea über Dutzende von Nuklearsprengköpfen verfügt und möglicherweise in der Lage ist, diese in ältere Waffensysteme wie Scud- oder Rodong-Raketen einzubauen. Es gibt jedoch unterschiedliche Einschätzungen darüber, wie weit die Entwicklung dieser Sprengköpfe fortgeschritten ist und ob sie auf die von Nordkorea neuentwickelten Waffen passen. Am Sonntag hatte Nordkorea eigenen Angaben zufolge eine Simulation eines nuklearen Angriffs mit einer ballistischen Kurzstreckenrakete durchgeführt. Zuvor hatte das Land bereits eine ballistische Interkontinentalrakete getestet, die angeblich dazu in der Lage ist, das Festland der Vereinigten Staaten zu erreichen.
Die militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt drastisch verschärft. Insgesamt hat das international abgeschottete Land im Jahr 2022 so viele Raketen getestet wie nie zuvor. Durch die Tests erhofft es sich, die dringend benötigten Sanktionserleichterungen auszuhandeln zu können und die Vereinigten Staaten zu zwingen, zu akzeptieren, dass Nordkorea eine Atommacht ist.
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