Der japanische Premierminister, Fumio Kishida, erklärte am Montag, dass Tokio 400 Tomahawk-Marschflugkörper von den Vereinigten Staaten kaufen wolle, um seine Verteidigungskapazitäten zu stärken. Er verwies dabei auf Sicherheitsbedenken im Hinblick auf China und Nordkorea.
"Unser Land plant, 400 Stück zu kaufen", sagte Kishida vor dem Haushaltsausschuss des Parlaments. Aus Sicherheitsgründen gab er keine weiteren Einzelheiten bekannt. Das Geschäft wird über das "Foreign Military Sales" abgewickelt, ein Programm der US-Regierung, über das der Verkauf von Rüstungsgütern an Washingtons internationale Partner oder Organisationen ermöglicht wird.
Die von Kishida geführte Regierung hatte bereits angekündigt, dass man das Militär des Landes erheblich aufrüsten wolle. So sollen 211,3 Milliarden Yen (rund 1,55 Milliarden US-Dollar) allein für den Kauf der Marschflugkörper bereitgestellt werden. Damit wird Japan neben den USA und dem Vereinigten Königreich das einzige Land sein, das über Tomahawks verfügt. Die USA haben zudem den Verkauf dieser Waffen an Australien genehmigt.
Die Verteidigungsausgaben Japans sind im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Viertel gestiegen. Es handelt sich dabei um die größte militärische Aufrüstung des ostasiatischen Landes seit dem Zweiten Weltkrieg. Japan hatte in der Nachkriegszeit eine pazifistische Haltung eingenommen, die seine Militärausgaben auf defensive Zwecke beschränkt.
Im vergangenen Jahr änderte Tokio jedoch seine Sicherheits- und Verteidigungspolitik und begründete dies insbesondere mit der Besorgnis über die militärischen Ambitionen Pekings. Nun soll in Japan der Anteil der Rüstungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2027 auf zwei Prozent erhöht werden. Bislang hatte er rund ein Prozent betragen. Den Ankündigungen aus Tokio zufolge will das Land rund 315 Milliarden US-Dollar über die nächsten fünf Jahre für Verteidigung ausgeben. Laut Experten stellt die massive militärische Aufrüstung einen historischen Kurswechsel Tokios dar.
Die Tomahawk-Marschflugkörper, die von Schiffen und U-Booten aus gestartet werden, können Ziele aus einer Entfernung von rund 1.200 Meilen (ca. 1.931 km) treffen, womit das japanische Waffenarsenal durchaus die chinesische Ostküste in seiner Reichweite hätte.
Die Regierung von Ministerpräsident Kishida beabsichtigt darüber hinaus, die Ausgaben für verschiedene andere militärische Bereiche zu erhöhen. Wie beispielsweise für Programme zur Bekämpfung von Cyberangriffen, zur Abwehr von ballistischen Raketen durch Drohnen sowie für Aufklärungs- und Überwachungssatelliten.
Die Erhöhung der Ausgaben erfolgt vor dem Hintergrund der japanischen Besorgnis über mögliche chinesische Militäraktionen in Taiwan und der jüngst vermehrt durchgeführten Tests von ballistischen Raketen durch Nordkorea.
Peking strebt eine Wiedervereinigung der nach eigenen Angaben abtrünnigen Insel Taiwan mit dem Festland an, vorzugsweise mit friedlichen Mitteln.
Bei einem Waffentest durch Pjöngjang Anfang dieses Monats schlugen zwei Raketen in den Gewässern vor der japanischen Küste ein, innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone des Landes. Nordkorea behauptet seinerseits, dass diese Raketenstarts eine Reaktion auf die US-Militärübungen in der Region seien, die Pjöngjang als Bedrohung ansieht.
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