Washington plant, "in den kommenden Monaten" zwischen 100 und 200 Soldaten nach Taiwan zu entsenden, berichtete das Wall Street Journal am Donnerstag unter Berufung auf namentlich nicht genannte Beamte. Das Personal soll das taiwanesische Militär gegen die "wachsende Bedrohung durch China" trainieren, wie es hieß.
Mit der Stationierung wird sich die US-Militärpräsenz auf der Insel mehr als vervierfachen, berichtet die US-Zeitung weiter. Nach Angaben des Defense Manpower Data Center des US-Verteidigungsministeriums befanden sich bis zum Herbst vergangenen Jahres 23 amerikanische Soldaten in Taiwan. Diese US-Amerikaner fungierten als Berater und Ausbilder für die nach Taipeh geschickten US-Waffen und Ausrüstungen. Die neuen Truppen werden demnach die taiwanesischen Soldaten auch in Taktiken trainieren, "um sich gegen eine mögliche chinesische Offensive zu verteidigen", so nicht namentlich genannte US-Beamte.
Auch taiwanesische Truppen befänden sich derzeit in den USA, ein "Kontingent" trainiere zusammen mit der Nationalgarde von Michigan im Norden des Bundesstaates, berichtete das Blatt weiter. Das Pentagon, das um einen Kommentar gebeten wurde, teilte lediglich mit, dass das "Bekenntnis der USA zu Taiwan felsenfest ist ". Der Oberstleutnant Marty Meiners, ein Sprecher des Pentagon, erklärte gegenüber der Zeitung:
"Wir geben keinen Kommentar zu spezifischen Operationen, Einsätzen oder Schulungen ab, aber ich möchte betonen, dass unsere Unterstützung für Taiwan und unsere Verteidigungsbeziehungen mit Taiwan weiterhin auf die aktuelle Bedrohung durch die Volksrepublik China ausgerichtet sind."
Das ausgeweitete Training soll "eine mögliche Invasion Chinas vereiteln" und wurde schon seit Monaten geplant, lange vor dem Vorfall mit dem chinesischen "Spionageballon" in diesem Monat, erklärten die US-Beamten, die mit Wall Street Journal sprachen. Sie glauben aber auch nicht, dass dies für Peking "auch nur annähernd einen Kipppunkt" darstellt. Ein US-Beamter erklärte:
"Es ist schwierig zu bestimmen, was China wirklich missfällt."
China hat die USA wiederholt vor einer Aufrüstung Taiwans gewarnt und Washington ermahnt, sich an die Verträge und Abkommen zu halten, die ihre Beziehungen regeln. Washington erkannte Taipeh früher als "Republik China" an, änderten diese Anerkennung jedoch 1978 zugunsten Pekings und verfolgten eine Ein-China-Politik.
Taiwan ist seit 1949, als die Kommunisten den Bürgerkrieg gegen die Kuomintang-Truppen gewannen, ein Streitpunkt zwischen China und den USA. Die US-Amerikaner halfen bei der Evakuierung der besiegten Nationalisten auf die Insel, die 1945 von 50 Jahren japanischer Herrschaft befreit wurde.
Die Volksrepublik China verweist darauf, dass Taiwan seit über 200 Jahren chinesisches Territorium gewesen sei, bevor es 1895 als Kriegstrophäe an Japan abgetreten worden war. Peking ist bestrebt, das, was es als abtrünnige Insel bezeichnet, mit dem Festland zu vereinen, vorzugsweise mit friedlichen Mitteln.
Mehr zum Thema - Die Uhr für den Showdown zwischen China und den USA tickt