Experte: Nordkorea zeigt bei Militärparade die größte Anzahl von Interkontinentalraketen

Medienberichten zufolge könnte Nordkorea zum 75. Gründungstag seiner Streitkräfte am Mittwoch so viele Interkontinentalraketen wie nie zuvor demonstriert haben. Ein Experte vermutet, dass sich darunter auch zehn bis zwölf nordkoreanische Hwasong-17-ICBMs befunden haben könnten.

Inmitten wachsender Spannungen mit den USA und Südkorea hat Nordkorea bei einer nächtlichen Militärparade erneut Stärke demonstriert und möglicherweise neu entwickelte Waffensysteme gezeigt. Experten gingen unter Verweis auf Satellitenbilder davon aus, dass Nordkorea zum 75. Gründungstag seiner Streitkräfte am Mittwoch so viele Interkontinentalraketen (ICBM) wie nie zuvor bei seinen Truppenschauen vorgeführt hat. Auch neuartige Raketen wurden dabei zur Schau gestellt. Die gezeigten ICBM demonstrierten "enorme nukleare Schlagkraft", berichteten die Staatsmedien am Donnerstag.

Bilder zeigten, wie Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un die Parade mit marschierenden Soldaten und vorbeifahrenden Panzer- und Raketenfahrzeugen auf dem mit Scheinwerfern hell erleuchteten Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang von einer Tribüne aus verfolgte. Eingeleitet wurde die Parade von Feuerwerk und Kanonenschüssen. Alle Teilnehmer hätten Kim Jong Un mit "stürmischen Hurra-Rufen" begrüßt, hieß es in nordkoreanischen Medien.

Begleitet wurde Kim von seiner Frau Ri Sol-ju und seiner jugendlich wirkenden Tochter Ju-ae. Kim nahm die Tochter zuletzt mehrfach zu Veranstaltungen in einem militärischen Umfeld mit.

Aufnahmen von der Parade deuteten auf zehn bis zwölf nordkoreanische Hwasong-17-Interkontinentalraketen hin, schrieb der Nordkorea-Kenner Ankit Panda auf Twitter. 

"Das sind zusammen mehr ICBM-Startgeräte, als jemals zuvor bei einer nordkoreanischen Parade gesehen wurden."

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Fotos der staatlichen Zentralen Koreanischen Nachrichtenagentur, dass es etwa elf Hwasong-17-Raketen auf der Militärparade gegeben haben soll. Diese soll "die größte Interkontinentalrakete Nordkoreas sein, die vermutlich in der Lage sei, fast jeden Ort der Welt mit einem Atomsprengkopf zu treffen".

Die von Nordkorea Hwasongpho-17 genannte Rakete ist die größte Interkontinentalrakete im eigenen Arsenal. Interkontinentalraketen, die eine Reichweite von mindestens 5.500 Kilometern haben, gelten als wichtigste Trägermittel von Atomwaffen. Bei der Truppenschau wurden den nordkoreanischen Berichten zufolge neben Raketen verschiedener Reichweiten auch Marschflugkörper präsentiert. 

Laut Panda und anderen Experten sei es wahrscheinlich, dass auch ein neues ICBM-System mit Feststoffantrieb vorgestellt wurde. Feststoffraketen sind besonders schnell einsatzbereit. 

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet auch, dass bei der Parade ein Prototyp oder ein Modell einer neuen Festbrennstoff-Interkontinentalrakete demonstriert worden sein könnte.

Seit dem vergangenen Jahr haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel deutlich verschärft. Als Reaktion auf Militärübungen der USA und Südkoreas hatte Nordkorea mehrmals Raketentests durchgeführt. 

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(rt/dpa)