Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-un hat angesichts der zunehmenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel die Bevölkerung dazu aufgerufen, eine neue ballistische Interkontinentalrakete (ICBM) zu entwickeln und das Atomwaffenarsenal aufzustocken.
Während einer Sitzung der regierenden Partei der Arbeit Koreas erklärte Kim nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA, dass Pjöngjang eine "überwältigende militärische Macht" brauche, um sich zu verteidigen. Die USA sowie der "unbestrittene Feind" Südkorea versuchten, Nordkorea mit auf südkoreanischem Gebiet stationierten US-Atomwaffen zu "isolieren und zu unterdrücken". Der nordkoreanische Staatschef betonte:
"Dies unterstreicht die Bedeutung und Notwendigkeit der Massenproduktion taktischer Atomwaffen und erfordert eine exponentielle Aufstockung des Atomwaffenarsenals unseres Landes."
Kim Jong-un ordnete auch die Entwicklung eines neuen Typs von Interkontinentalraketen an, "deren grundlegende Aufgabe die Fähigkeit zu einem schnellen nuklearen Gegenangriff ist". Pjöngjang plant zudem den Start seines ersten Militärsatelliten "zum frühestmöglichen Zeitpunkt". Dieser befinde sich bereits in der Endphase der Entwicklung, wie die staatliche Nachrichtenagentur weiter berichtet.
Nordkorea hatte erst am Samstag drei ballistische Kurzstreckenraketen in Richtung Japanisches Meer gestartet. Im Jahr 2022 führte die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) fast 40 Teststarts durch und feuerte etwa 70 Raketen ab, darunter einen Test einer ballistischen Interkontinentalrakete im November.
Pjöngjangs jüngster Waffentest am Samstag folgte auf den Start einer Feststoffrakete durch Südkorea am Freitag, die eine Satellitenattrappe im Weltraum absetzte. Dies sei nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums Teil der Bemühungen des Landes, seine weltraumgestützten Aufklärungsfähigkeiten zu stärken.
Anfang Dezember, als Südkorea militärische Übungen mit Beteiligung Japans und der USA auf der koreanischen Halbinsel abhielt, teilte Seoul mit, dass die DVRK etwa 130 Artilleriegeschosse von zwei verschiedenen Standorten aus abgefeuert habe.
Die Spannungen zwischen den beiden Nachbarländern nahmen zu, nachdem der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol im Mai 2022 an die Macht gekommen war und eine Politik des "Friedens durch Stärke" verkündet hatte, die auf einem weiteren Ausbau der militärischen Beziehungen zu den USA beruht. Ende Dezember kündigte Seoul eine Ausweitung der gemeinsamen Übungen mit den USA an. Allein für die erste Hälfte des Jahres 2023 stehen 20 solcher Übungen auf dem Plan.
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