Das chinesische Militär ist am Donnerstag in die südöstliche Luftverteidigungszone Taiwans vorgestoßen. An dem Manöver seien demnach 21 Kampfflugzeuge und vier H-6-Bomber sowie Frühwarn-, U-Boot-Abwehr- und Luftbetankungsflugzeuge beteiligt gewesen, teilte das taiwanesische Verteidigungsministeriums am Morgen mit. Die Regierung in Taipeh habe daraufhin eigene Jets aufsteigen lassen und "Marineschiffe und landgestützte Raketensysteme eingesetzt, um auf diese Aktivitäten zu reagieren".
China verfügt über mehrere hundert H-6-Bomber, eine stark modernisierte Variante der sowjetischen Tupolew Tu-16. Sie sind unter anderem dazu in der Lage, mit Atomsprengköpfen bestückte Raketen zu transportieren. Die meisten der Flugzeuge seien den Angaben zufolge demnach über eine als Bashi-Kanal bekannte Wasserstraße in ein Gebiet vor der Südostküste der Insel geflogen. In der Nähe Taiwans habe das taiwanesische Militär zudem drei chinesische Marineschiffe beobachtet.
Nachdem der chinesische Präsident Xi Jinping im Oktober erklärt hatte, Peking habe das Recht, notfalls Gewalt anzuwenden, um Taiwan mit dem Festland "wiederzuvereinigen", wächst in der Region die Befürchtung, dass es zu einem militärischen Konflikt zwischen China und Taiwan kommen könnte.
Das chinesische Militär schickte zuletzt nahezu täglich Flugzeuge und Schiffe in Richtung Taiwan. Erst am Dienstag hatte China laut Angaben Taiwans eine Rekordanzahl von 18 nuklearwaffenfähigen H-6-Bombern in die Luftverteidigungszone des Inselstaats entsandt. Peking scheint so den Druck auf das selbstverwaltete Taiwan erhöhen zu wollen. Seit der Spaltung im Jahr 1949 betrachtet die kommunistische Führung die Insel als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will. Taipeh weist die chinesischen Ansprüche zurück.
Im Jahr 2022 nahmen die Spannungen zwischen China und Taiwan erneut erheblich zu. Grund war eine Taiwan-Reise der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, die im August zu einer diplomatischen Krise geführt hatte. Peking fühlte sich durch den Besuch Pelosis vorgeführt und startete als Reaktion ein aufwändiges Militärmanöver in der Nähe der umstrittenen Insel.
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