Japans Ex-Premier Mori kritisiert einheimische Medien für Einseitigkeit im Ukraine-Konflikt

Der ehemalige japanische Premierminister Yoshirō Mori ist der Meinung, dass im Ukraine-Konflikt die alleinige Schuld Russland gegeben werde, was eigentlich nicht fair sei. In diesem Zusammenhang kritisiert der 85-Jährige die Einseitigkeit der japanischen Medien.

Der frühere japanische Regierungschef Yoshirō Mori hat bei einer Veranstaltung am Freitag in Tokio den ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij kritisiert. Der 85-jährige Politiker erklärte, dass es nicht gerecht sei, nur Russland die Schuld an dem Ukraine-Krieg zu geben.

"Ich verstehe nicht ganz, warum nur Präsident Putin kritisiert wird, während Herr Selenskij gar nicht zur Rede gestellt wird. Herr Selenskij hat vielen Ukrainern Leid angetan."

In diesem Kontext griff Mori auch die japanischen Medien an, indem er ihnen eine einseitige Berichterstattung vorwarf. In ihren Meldungen über den Ukraine-Krieg verließen sie sich nur auf Berichte aus Europa und den USA. Auch der amtierende Premierminister Fumio Kishida neige einseitig zu den USA.

Der Politiker spekulierte außerdem darüber, dass sich Putin zu einem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine entschließen könnte, wenn sich die Situation weiterhin zuspitzen sollte.

"Auch Putin hat sein Gesicht zu wahren."

Mori teilte ferner mit, er habe Putin dazu angefeuert, der NATO beizutreten. Der russische Präsident habe ihm jedoch erwidert, dass er diese Option zwar nicht völlig ausschließe, aber die USA würden dies niemals zulassen.

Abschließend sagte der 85-Jährige, dass der im Juli 2022 erschossene ehemalige Premierminister Shinzō Abe wohl der einzige Politiker in Japan sei, der eine Rolle bei der Beilegung der jetzigen Krise hätte spielen können.

Mori hatte vom April 2000 bis April 2001 als Premierminister Japans amtiert. Im Jahr 2014 wurde er zum Präsidenten des Komitees für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio. Infolge eines Sexismus-Skandals trat er von diesem Posten im Februar 2021 zurück.

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