Zum fünfen Mal in weniger als einer Woche hat Nordkorea am Dienstag einen neuen Raketenstart umgesetzt, um gegen gemeinsame Militärübungen der USA, Südkoreas und Japans in der Region zu protestieren. Wie das südkoreanische Militär mitteilte, sei die Rakete in der nördlichen nordkoreanischen Provinz Jagang an der Grenze zu China gestartet worden. Sie habe ersten Schätzungen zufolge eine Distanz von 4.500 Kilometern und eine maximale Flughöhe von rund 970 Kilometern erreicht. Dabei soll es sich um ein Projektil vom Typ Hwasong-12 und um den ersten Start einer nordkoreanischen Mittelstreckenrakete seit über acht Monaten gehandelt haben.
Es war das erste Mal seit knapp fünf Jahren, dass eine nordkoreanische Rakete über die japanische Inselgruppe flog. Der japanische Verteidigungsminister Yasukazu Hamada sprach von der weitesten horizontalen Entfernung einer Rakete, die Nordkorea jemals bei seinen Tests abgefeuert habe. Demnach sei die Rakete rund 3.000 Kilometer östlich von Japan im Pazifischen Ozean gelandet. Der Start löste im Land einen seltenen öffentlichen Raketenalarm aus, der die Bewohner der nordjapanischen Insel Hokaido und der Präfektur Aomori an der Nordspitze der japanischen Hauptinsel Honshu mit Warnmeldungen aufforderte, Schutz in ihren Häusern zu suchen.
Der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol sprach von einer rücksichtslosen Provokation und rief dazu auf, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Der Politiker kündigte eine harte Reaktion an. Der japanische Regierungschef Fumio Kishida nannte den nordkoreanischen Raketentest ungeheuerlich. Kabinettschef Hirokazu Matsuno sprach von einer "unmittelbaren Bedrohung für die Region und die Weltgemeinschaft". Auch die US-Regierung verurteilte den Raketenstart energisch. Dieser sei eine "gefährliche und unvernünftige Entscheidung", die zu einer Destabilisierung der Region führe und Pjöngjangs eklatante Missachtung gegenüber UN-Resolutionen und internationalen Sicherheitsnormen beweise.
UN-Resolutionen untersagen Nordkorea die Erprobung von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf befördern können. Seit dem Jahresbeginn hat das nordkoreanische Militär bereits 23 Starts umgesetzt und rund 40 Raketen getestet. Die jüngste Testserie wird von Experten als Reaktion auf die Seemanöver der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte gewertet. Nordkorea wirft den USA vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten. Washington und Seoul bestreiten dies.
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(rt / dpa)