Die Provinz Pandschir nördlich der Hauptstadt Kabul gilt seit der Machtübernahme der Taliban als Hochburg des Widerstands gegen die afghanische Miliz. Nun kam es dort offenbar erneut zu schweren Auseinandersetzungen.
Die Taliban haben nach eigenen Angaben in der nordafghanischen Provinz Pandschir 40 Mitglieder einer Rebellengruppe getötet, darunter vier Kommandeure. Weitere 100 Widerstandskämpfer seien verhaftet worden.
"Bei einer Säuberungsaktion gegen Rebellen in den Gebieten Rekha, Dara und Afshar in der Provinz Pandschir wurden 40 Personen getötet, darunter vier Kommandeure, und 100 weitere Personen festgenommen", erklärte Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid am Dienstag offiziell in einem Tweet.
Diese Angaben der Taliban konnten nicht unabhängig überprüft werden. "Wir weisen die Zahlen zurück. Sie haben die Zahlen aufgeblasen", sagte Ali Nazary, ein Sprecher der selbsternannten Nationalen Widerstandsfront von Afghanistan (NRF), gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Am Dienstagabend vermeldete die NRF-Rebellengruppe ihrerseits, dass sie 71 Taliban-Kämpfer getötet habe.
Die Taliban haben in der Vergangenheit weitreichende Kämpfe gegen verschiedene Gruppierungen bestritten und behauptet, sie hätten seit August 2021 die Kontrolle über das gesamte Land erlangt.
Die NRF-Milizen waren die letzten, die der Machtübernahme der Taliban im August letzten Jahres widerstanden und sich in das Pandschir-Tal zurückgezogen hatten. Diese Milizen, angeführt vom Sohn des Rebellenführers Ahmad Shah Massoud, sind Berichten zufolge weiterhin in den Bergen Pandschirs und im nahegelegenen Bezirk Andarab der Provinz Baglan aktiv. Die Gruppierung fordert eine politische Teilhabe aller ethnischen Minderheiten in der neuen Regierung sowie Frauenrechte und Wahlen in Afghanistan. Pandschir liegt nördlich der Hauptstadt Kabul und ist eine der kleinsten der 34 Provinzen Afghanistans.
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