Zehntausende Menschen versammelten sich in Sri Lankas Hauptstadt Colombo, um den Rücktritt von Präsident Gotabaya Rajapaksa und der Regierung zu fordern. Die Polizei setzte Tränengas gegen Demonstranten ein, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Auch Soldaten seien im Einsatz, hieß es in den Berichten.
Der Inselstaat südlich von Indien mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern erlebt derzeit seine schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Dem stark verschuldeten Land fehlt das Geld, um wichtige Güter wie Treibstoff oder Medikamente zu importieren. Vor Tankstellen gibt es regelmäßig lange Schlangen. Die Regierung bat unter anderem den Internationalen Währungsfonds sowie mehrere Länder wie Russland um Hilfe.
Rajapaksa hatte seinen russischen Kollegen Wladimir Putin in einem Telefonat unter anderem um einen Kredit zum Kauf von Benzin gebeten, wie er auf Twitter schrieb. Ein Mitarbeiter des Energieministeriums in Sri Lanka erklärte am Donnerstag, es seien bereits zwei Vertreter russischer Ölfirmen in Colombo angekommen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte, dass es bei dem Gespräch am Mittwoch um eine mögliche Hilfe gegangen sei. Es sei allerdings bisher keine Entscheidung getroffen worden. Russland müsse erst seine Möglichkeiten ausloten und die Frage klären, sagte er.
Rajapaksa schrieb am Mittwoch auf Twitter weiter, er habe Putin auch gebeten, dafür zu sorgen, dass die staatliche russische Fluggesellschaft Aeroflot Sri Lanka wieder anfliegen werde. Russische Urlauber sind für das auf Tourismus angewiesene Sri Lanka eine wichtige Einnahmequelle.
Die Regierung hatte angesichts der seit Wochen anhaltenden Proteste am Freitag eine unbefristete Ausgangssperre verhängt. Auf Druck von Bürgerrechtsgruppen, Anwälten und buddhistischen Mönchen, die die Demonstrationen unterstützen, nahm sie die Maßnahme aber zurück.
Neue Entwicklung am Nachmittag:
Am frühen Nachmittag berichtete der britische Nachrichtensender BBC, der Premierminister Sri Lankas, Ranil Wickremesighe, habe seinen Rücktritt bekannt gegeben. Er wolle einer Stellungnahme seines Büros zufolge, mit seinem Rücktritt Platz schaffen für eine gemeinsame Regierung aller Parteien.
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(rt/dpa)