Schulbücher von Hongkong umgestaltet: War die Stadt nie britische Kolonie?

Neue Hongkong-Lehrbücher behaupten, dass die Stadt nie eine britische Kolonie gewesen sei. Dies wird damit begründet, dass die chinesische Regierung die Verträge mit Großbritannien, in Folge derer Hongkong im 19. Jahrhundert britisch wurde, nie anerkannt haben soll.

Wie lokale Medien vermelden, soll es in den neuen Lehrbüchern für Schüler in Hongkong heißen, dass das Gebiet nie eine britische Kolonie gewesen sei. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die chinesische Regierung die Vereinbarungen mit Großbritannien, durch die Hongkong im 19. Jahrhundert nach den Opiumkriegen unter britische Herrschaft geriet, nie angenommen habe.

Zudem wird präzisiert, dass Großbritannien nur "eine Kolonialherrschaft über Hongkong ausübte, es aber nie eine britische Kolonie war." Am 1. Juli 1997 gab das Vereinigte Königreich die Stadt nach fast 150 Jahren Herrschaft an China zurück. Hongkong wurde unter der Bedingung abgetreten, dass seine Autonomie und die Aufrechterhaltung seiner politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Ordnung garantiert werden.

In den Lehrbüchern heißt es, dass die Massenproteste in Hongkong im Jahr 2019 gegen die Verschärfung der chinesischen Gesetze in der Sonderverwaltungszone "gewalttätige terroristische Akte" gewesen seien. Diese hätten "die nationale Souveränität, die Sicherheit und die Entwicklungsinteressen" bedroht, ebenso wie die "Verfassung, die sich auf die Existenz eines Landes und zweier Systeme bezieht und den Interessen der Menschen in Hongkong dient."

Die vier neuen Schulbücher wurden letzte Woche online veröffentlicht, damit die Schulen die Materialien für das neue Schuljahr im September auswählen können. Sie sollen von Schülern der vierten Klasse im Unterricht "Staatsbürgerkunde und soziale Entwicklung" verwendet werden, der den 2009 eingeführten Kurs "Liberal Studies" ersetzt. Die noch amtierende Regierungschefin von Hongkong, Carrie Lam, betonte, die Schüler müssten davor geschützt werden, "vergiftet" und mit "falschen und einseitigen Informationen" gefüttert zu werden. Der Leiter des Hongkonger Bildungsministeriums, Kevin Yeung, erklärte seinerseits:

"Es ist wichtig, dass die Schulen den Schülern positives Denken und die Liebe zu ihrer Nation beibringen."

Am 1. Juli wird in Hongkong das 25-jährige Jubiläum der britischen Übergabe der Stadt gefeiert. Dem Gebiet wurde eine 50-jährige Halbautonomie versprochen, aber Oppositionelle argumentieren, dass angebliche Zurückdrängungen nach 2019 – etwa das Gesetz über nationale Sicherheit und Änderungen bei den Wahlen – diese Autonomie faktisch bereits beendet hätten. Der diesjährige Jahrestag am 1. Juli markiert auch für den von Peking ernannten neuen Regierungschef, John Lee, den ersten Tag im Amt. Lee wird Lam ablösen.

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