Nach jahrelanger diplomatischer Eiszeit wollen sich die Türkei und Armenien wieder Berichten zufolge einander annähern. Armenien sei bereit, die Beziehungen zu normalisieren, teilte das Außenministerium in Jerewan am Dienstag mit. Zuvor hatte Ankara angekündigt, dass beide Staaten Sondergesandte bestimmen wollen, um weitere Schritte abzusprechen.
Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu teilte am Montag im Parlament mit, die Türkei werde auch Charterflüge zwischen Istanbul und Jerewan wieder aufnehmen. Die Grenzen zwischen den beiden Ländern sind seit Jahrzehnten geschlossen.
Die Türkei pflegt enge Beziehungen zu Armeniens Rivalen Aserbaidschan. Die jüngsten Versuche zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Staaten erfolgt kaum ein Jahr, nachdem die Türkei militärisch in den Bergkarabach-Krieg 2020 intervenierte. Die Türkei trug maßgeblich dazu bei, dass Aserbaidschan diesen Krieg gewann. Nach Darstellung von Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan war die Türkei schuld daran, dass der Streit um die Region Bergkarabach im Südkaukasus überhaupt zu einem militärischen Konflikt wurde.
Die Beziehungen zwischen Armenien und der Türkei sind nicht nur durch die jüngste Vergangenheit belastet. Während des Ersten Weltkriegs wurden Armenier systematisch verfolgt und getötet. Die Türkei als Nachfolgerin des Osmanischen Reichs gesteht den Tod von 300.000 bis 500.000 Armeniern ein und bedauert die Massaker. Eine Einstufung als Genozid lehnt Ankara jedoch ab.
Die USA unter Barack Obama hatten 2009 eine Schlüsselrolle bei einem Friedensabkommen zwischen der Türkei und Armenien gespielt. Der Druck Aserbaidschans veranlasste Ankara jedoch, das Abkommen auf Eis zu legen. Die Beziehungen sind seitdem angespannt.
Es bleibt abzuwarten, ob diplomatische Beziehungen mit der Wiederöffnung der Grenzen aufgenommen werden. Auch Aserbaidschan scheint sich dem Frieden zwischen der Türkei und Armenien nicht mehr entgegenzustellen. Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahrzehnten um die Kontrolle über die Region Bergkarabach. Im Herbst 2020 hatten sie sich wochenlang heftige Gefechte geliefert. Mehr als 6.500 Menschen wurden dabei getötet.
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