Frisch nach ihrer Eroberung Afghanistans heißen die Taliban nun unerschrockene Touristen an den berühmten Buddha-Statuen von Bamiyan willkommen – antike Monumente, die die militante Gruppe vor zwei Jahrzehnten gesprengt hatte.
Die Bamiyan-Buddhas, die um das sechste Jahrhundert nach Christus in einen Felsen im zentralafghanischen Bamiyan-Tal gehauen wurden, waren etwa 1.500 Jahre alt und über 150 Fuß hoch, bis die Taliban sie 2001 mit Sprengstoff zerstörten. Kurz danach beendete die US-Invasion deren kurze Herrschaft über Afghanistan.
Nun sind die Taliban wieder am Ruder und haben die Stätte für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Laut einem Bericht von NBC News können neugierige Touristen den Taliban-Wachleuten an einem Ticketschalter umgerechnet fünf US-Dollar bezahlen und die Löcher bestaunen, in denen die Buddhas einst standen.
Ein afghanischer Besucher sagte dem TV-Sender, er sei nicht gekommen, um den Verlust der Statuen zu betrauern, sondern um ihre Zerstörung zu feiern. Er erklärte:
"Ich war jung, als die Statuen zerstört wurden, etwa sieben Jahre alt, und seither war es ein Traum, hierherzukommen und zu sehen, was hier passiert ist."
"Ich bin froh, dass sie zerstört wurden. Ich bin eigentlich hier, um die Ruinen zu sehen."
Der Befehl zur Zerstörung der Statuen wurde 2001 vom Taliban-Mitbegründer Mullah Omar gegeben, obwohl er zwei Jahre zuvor angeordnet hatte, sie als Touristenattraktion zu erhalten. Omar gab daraufhin mehrere widersprüchliche Erklärungen zur Zerstörung der Buddhas ab. Zunächst behauptete er, dass er dies aus Frustration darüber getan habe, dass sich der Westen mehr um das Schicksal der Statuen als um das afghanische Volk zu kümmern schien. Berichten zufolge erklärte er aber dann, dass "Muslime stolz darauf sein sollten, Götzenbilder zu zerschlagen", und dass die Statuen "in Übereinstimmung mit dem islamischen Gesetz" gesprengt wurden.
Die UNESCO hat die Taliban aufgefordert, die Überreste der Bamiyan-Stätte und anderer solcher Stätten im ganzen Land zu erhalten, und erklärte im August, dass es für die Zukunft Afghanistans entscheidend sei, diese Wahrzeichen zu schützen und zu erhalten.
Obwohl sich die neue Taliban-Regierung gegenüber der Welt als gemäßigter darstellt als die Taliban der 1990er Jahre, ist die Zukunft der Bamiyan-Buddhas als Touristenattraktion noch nicht gesichert.
Der Gouverneur der Region, der ehemalige Guantánamo-Häftling Abdullah Sarhad, sagte gegenüber NBC, er warte auf Anweisungen der Taliban-Führung, bevor er irgendwelche Änderungen an der Stätte vornehme. Er wies jedoch darauf hin, dass die Taliban der Welt zeigen wollten, dass es in Afghanistan jetzt Frieden und Sicherheit gäbe.
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