Die iranische Armee hat ein groß angelegtes Militärmanöver an der Grenze zu Aserbaidschan gestartet. Den Berichten zufolge hatte Teheran seit der Unabhängigkeit Aserbaidschans von der ehemaligen Sowjetunion vor fast 30 Jahren keine Militärübungen an der Grenze zu Aserbaidschan mehr abgehalten. In letzten Tagen begann Iran, seine Truppen an der Grenze zu dem vorderasiatischen Staat zu verstärken, was für Spekulationen und Aufsehen in den sozialen Medien sorgte.
Der aserbaidschanische Präsident Ilcham Alijew sagte unlängst, er sei "sehr überrascht" von der Entscheidung Irans, in der Nähe der Grenze zu Aserbaidschan militärische Manöver durchzuführen, inmitten der Spannungen zwischen den beiden Nachbarn um eine wichtige Transportroute. Alijew erklärte, Teheran habe die Forderungen Bakus, den Transport von Waren nach Bergkarabach einzustellen, jahrelang ignoriert.
Auf eine Frage von Journalisten zu den Äußerungen des aserbaidschanischen Präsidenten über Irans Politik antwortete Saeed Khatibzadeh, der Sprecher des iranischen Außenministeriums am Dienstag, Alijews Äußerungen seien "überraschend", da "sie zu einem Zeitpunkt kommen, in dem Teheran und Baku gute Beziehungen unterhalten", berichtete die Tehran Times.
In Bezug auf die Militärübung an der Grenze erklärte der Sprecher, die Übungen Irans in den nordwestlichen Grenzgebieten seien "eine Frage der Souveränität". Iran werde die "Anwesenheit des zionistischen Regimes" in der Nähe seiner Grenzen nicht tolerieren, fügte der Khatibzadeh hinzu. Iran glaubt, dass Aserbaidschan längst der Rückzugsort des israelischen Geheimdienstes Mossad geworden sei. Von dort aus würden Operationen gegen Irans Sicherheit durchgeführt.
Aserbaidschan unterhält gute Beziehungen zu Israel. Das Land kaufte zuletzt israelische Waffen in Milliardenhöhe, darunter Kamikaze-Drohnen oder Lenkwaffen (Loitering Munition), die beim Krieg um Bergkarabach 2020 gegen Armenien zum Einsatz kamen.
Die Spannungen zwischen Iran und Aserbaidschan hatten sich zugespitzt, als Aserbaidschan damit begann, Gebühren von iranischen Lastwagen auf einer Straße durch Südarmenien zu erheben, die an einigen Stellen durch aserbaidschanisches Territorium führt. Die iranischen Lastwagen sollen in letzter Zeit Zement nach Jerewan und Stepanakert transportierten haben – die de facto Hauptstadt von Bergkarabach. Das Gebiet ist international als Teil Aserbaidschans anerkannt, wurde aber seit dem ersten armenisch-aserbaidschanischen Krieg in den 1990er Jahren von armenischen Truppen kontrolliert. Die Lage war zuletzt eskaliert, nachdem zwei iranische Lkw-Fahrer festgenommen worden waren, da sie nach aserbaidschanischen Angaben aus Armenien "illegal" nach Aserbaidschan eingereist seien.
Eine gemeinsame Militärübung Aserbaidschans und der Türkei am Kaspischen Meer hatte jüngst zudem für Aufregung in Teheran gesorgt. Auf die Militärübung folgte eine Erklärung des iranischen Außenministeriums. Iran kritisierte, die Übungen hätten gegen eine internationale Konvention verstoßen, die die Stationierung von Streitkräften aus Nicht-Anrainerstaaten am Kaspischen Meer verbiete.
Iranische Experten glauben, dass die Türkei versucht die Enklave Nachitschewan mit Aserbaidschan zu verbinden. Und zwar über Transportkorridore auf Kosten der armenischen Souveränität. Das werde faktisch die Grenznachbarschaft zwischen Iran und Armenien für immer beenden.
Mehr zum Thema - Israels Gefängnisausbruch: NYT veröffentlicht als Ablenkungsmanöver Bericht über Fall Fachrisadeh