Die Taliban-Übergangsregierung hat erklärt, dass sie unter Ausnutzung der Diplomatie gute Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft aufbauen will. Das erklärte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid dem japanischen Fernsehsender NHK. Der Taliban-Vertreter sagte dem Sender:
"Wir wollen mithilfe der Diplomatie gute Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft aufbauen. Die Interessen Afghanistans sind auch die Interessen der internationalen Gemeinschaft. Die Stabilität Afghanistans ist wichtig für die ganze Welt."
Mudschahid forderte die Weltgemeinschaft auf, die nach der Machtübernahme durch die Taliban eingefrorenen Finanzmittel Afghanistans freizugeben. Die derzeitige Regierung sei "nur eine Übergangsregierung".
Der Taliban-Sprecher fügte hinzu:
"Wir verhandeln mit dem Ziel, mehr Menschen in die Bildung einer umfassenden Regierung einzubeziehen."
Darüber hinaus erinnerte Mudschahid an die "historisch guten Beziehungen" zwischen Afghanistan und Japan und forderte Tokio auf, das Land zu unterstützen.
Derweil erklärte der geschäftsführende Stabschef der Taliban, Qari Fasihuddin, dem afghanischen Sender TOLOnews, dass die Organisation daran arbeite, eine "reguläre, starke" Armee zu schaffen, um das "geliebte Land" zu verteidigen. Er fügte hinzu, dass die Taliban auch mit den ehemaligen Mitgliedern der prowestlichen Regierungsarmee zusammenarbeiten wollen. Fasihuddin sagte:
"Diejenigen, die eine Ausbildung erhalten haben und professionell sind, sollten in unserer neuen Armee eingesetzt werden. Wir hoffen, dass diese Armee in naher Zukunft gebildet werden kann."
Bereits mehrfach hatten die Taliban erklärt, dass die Angehörigen der Regierungsarmee wieder ihren Dienst antreten würden. In Kabul sollen zudem Polizisten zusammen mit Taliban-Kämpfern die Straßen patrouillieren. Ehemalige afghanische Offiziere begrüßten TOLOnews zufolge die Äußerungen der Taliban.
Die Taliban hatten ihre Offensive gegen die Truppen der prowestlichen Kabuler Regierung vor einem Monat intensiviert und rückten am 15. August in Kabul ein. Am 31. August verließ das US-Militär den Flughafen von Kabul und beendete damit die fast zwanzigjährige US-amerikanische Militärpräsenz in Afghanistan.
Am 6. September erklärten die Taliban, dass sie die Kontrolle über Pandschir erlangt hätten, wo sich eine Widerstandsbewegung gegen die Taliban zu formieren begonnen hatte. Am nächsten Tag gaben die Taliban die Zusammensetzung der Übergangsregierung Afghanistans bekannt. Sie wird von Mohammed Hasan Achund angeführt, der während der ersten Taliban-Herrschaft als Außenminister diente. Achund steht seit 2001 unter UN-Sanktionen.
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