In Myanmar geht die Opposition zum Großangriff auf die Herrschaft des Militärs über. Die im Exil und an versteckten Orten lebende "Nationale Einheitsregierung" rief am Dienstag auf Facebook zu einer landesweiten "Volksrevolution" auf. Laut AP rief der Präsident der Gegenregierung Duwa Lashi La zu einer gleichzeitigen Revolte in jedem Dorf und jeder Stadt in ganz Myanmar auf und erklärte, ganz Myanmar befinde sich nun in einem Ausnahmezustand. Dieser gelte, bis die Zivilregierung wieder hergestellt sei.
In seiner auf Facebook veröffentlichten Rede forderte er alle Soldaten und Polizisten auf, sich den "Volksverteidigungskräften" anzuschließen. Er warnte auch Beamte davor, in ihre Büros zu gehen:
"Heute, am 7. September 2021, haben wir einen Verteidigungskrieg gegen die Militärjunta begonnen. Da dies eine öffentliche Revolution ist, revoltieren alle Bürger in ganz Myanmar gegen die Herrschaft der von Min Aung Hlaing angeführten Militärterroristen in allen Ecken des Landes."
In einer separaten Erklärung teilte der Premierminister der Schattenregierung Mahn Winn Khaing mit, dass die Maßnahme aufgrund sich "verändernder Umstände" erfolge, welche die vollständige Abschaffung des herrschenden Militärregimes erforderten.
Duwa Lashi La forderte ebenso ethnische Milizen auf, die Regierungstruppen sofort anzugreifen und "ihr Land vollständig zu kontrollieren". Die Milizen kämpfen seit Jahrzehnten für mehr Unabhängigkeit von Myanmars Zentralregierung. Duwa erklärte dazu:
"Die ganze Welt weiß, dass das Militärregime fortdauernd unmenschliche Kriegsverbrechen begeht, in dem es... öffentliche Gebäude, religiöse Stätten, Krankenhäuser und Schulen besetzt, Menschen bedroht, verhaftet und tötet, privates Eigentum plündert und ausraubt und Dörfer abfackelt."
Myanmars Militärjunta stürzte die gewählte Regierung unter Aung San Suu Kyi am 1. Februar 2021. Die entmachtete Regierungschefin wurde im Juni wegen mehrerer Vergehen angeklagt und ihr drohen langjährige Haftstrafen. Seit Beginn des Militärputsches steht sie an einem unbekannten Ort unter Hausarrest.
Beobachter erklären den Aufruf zur Revolte auch damit, dass die Opposition kurz vor Beginn der UN-Vollversammlung in New York kommende Woche den Druck auf das Militär erhöhen will. Es wird erwartet, dass dort die Frage steht, wer das Land in dem Gremium vertreten darf. Myanmars bisheriger UN-Botschafter Kyaw Moe Tun hat sich gegen den Putsch gewandt und sich mit der Schattenregierung solidarisch erklärt.
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