Taliban feiern Abzug der Koalitionstruppen mit Scheinbeerdigung der NATO-Staaten

Nach dem offiziellen Ende der Militärmission der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan feiern die Taliban den historischen Moment im großen Stil. So inszenierten die neuen Machthaber am Dienstag in der Stadt Chost eine Beerdigungszeremonie für die westlichen Mächte.

Auf zahlreichen Bildern der Prozession war zu sehen, wie eine riesige Menschenmenge, begleitet von religiösen Gesängen, improvisierte Särge durch die Stadt im Osten Afghanistans trug, die in die Fahnen der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der NATO eingewickelt waren. Bemerkenswerterweise trugen die Teilnehmer der Veranstaltung außerdem sowohl weiße Taliban-Fahnen als auch Staatsflaggen der Islamischen Republik Afghanistan, deren Regierung die Taliban abgelöst haben wollen.

Der Siegeszug der Taliban wurde am Dienstag auf dem nun von ihnen kontrollierten Kabuler Flughafen fortgesetzt, wo die Islamisten sich zu einer Erkundungsfahrt über das Flughafengelände aufmachten und vor den Kameras mit erbeuteten Fluggeräten und Ausrüstung posierten.

In einer kurzen Rede vor den Anhängern der Miliz und einzelnen Journalisten sprach Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid von einem historischen Tag der Befreiung des Landes und fügte hinzu, dass die vergangenen zwei Jahrzehnte als "eine große Lektion für andere Invasoren und die Welt" dienen sollten.

Zudem brachten die Militanten zumindest einen der von den USA hinterlassenen Black-Hawk-Helikopter über der drittgrößten afghanischen Stadt Kandahar in die Luft, wie mehrere Videos in den sozialen Netzwerken zeigen.

Indessen räumte Pentagon-Sprecher John Kirby am Dienstag ein, dass zahlreiche US-Gefechtsausrüstung mit einer "tödlichen Komponente" im Laufe des hastigen Rückzugs in die Hände der Taliban gefallen sei. Er sagte aber, dies würde keine Bedrohung für die USA oder die Nachbarländer darstellen:

"Dies sind nicht die Dinge, die die Taliban strategisch nutzen können."

Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden am Dienstag in seiner Ansprache an die Nation den knapp 20 Jahre dauernden Krieg in Afghanistan für beendet erklärt. Die chaotische Evakuierung aus Kabul, die seit der Machtübernahme durch die Taliban mehr als zwei Wochen andauerte, bezeichnete er als einen außergewöhnlichen Erfolg, wie ihn "keine Nation in der Geschichte je gemeistert hätte". Erneut wies der US-Präsident die Kritik zurück, der Abzug hätte geordneter abgewickelt werden können. Er wertete die Herausforderungen, mit denen man bei dem Abzug konfrontiert war, als unvermeidbar. Biden machte deutlich, der Rückzug aus Afghanistan bedeute nicht nur das Ende dieses Krieges, sondern auch das Ende einer Ära von Militäroperationen "zur Umgestaltung anderer Länder".

Mehr zum Thema"Der Krieg ist vorbei – die Taliban haben gewonnen": Letztes US-Militärflugzeug verlässt Kabul