Bei zwei Sprengstoffanschlägen am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind nach bisherigen Angaben mindestens 60 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt worden.
Wie das Pentagon am Donnerstagabend mitteilte, wurden bei dem Anschlag 12 US-Militärangehörige getötet und 15 weitere verletzt. Es handelt sich um den größten Verlust von US-Soldaten durch eine einzelne Aktion seit Jahren. Das letzte Mal, dass das Pentagon eine zweistellige Todeszahl in einem Monat zu beklagen hatte, war im Juni 2014.
Kanzlerin Angela Merkel sprach von einem oder mehreren Selbstmordattentätern und verurteilte die Bluttat als "absolut niederträchtig". Die deutsche Luftwaffe flog unterdessen alle Bundeswehrsoldaten, Diplomaten und verbliebenen Polizisten aus dem Krisenstaat aus, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nach dem Start der letzten Maschine sagte.
Pentagon-Sprecher John Kirby sprach auf Twitter von einer "komplexen Attacke". Merkel sagte, Terroristen hätten es auf Menschen abgesehen, die vor den Flughafentoren gewartet haben. Laut Außenminister Heiko Maas gibt es derzeit "keine Informationen über deutsche Opfer".
Der Sprecher des politischen Büros der Taliban in Doha, Suhail Schahin, erklärte, man verurteile den grausamen Vorfall aufs Schärfste und werde alles unternehmen, um die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Er bestätigte, dass sich zwei Explosionen ereigneten. Eine fand ersten Informationen zufolge an einem der Flughafentore statt, eine weitere bei einem nahegelegenen Hotel.
Der lokale Fernsehsender Tolo-News veröffentlichte auf Twitter Bilder, auf denen zu sehen ist, wie Verletzte in Schubkarren transportiert werden. Ein Augenzeuge erzählte dem TV-Sender, die Explosion sei sehr stark gewesen. Manche Menschen seien ins Wasser gefallen – an einem Gate ist ein langer Wassergraben – und mehrere ausländische Soldaten seien zu Boden gefallen.
Der gut vernetzte afghanische Journalist Bilal Sarwari schrieb auf Twitter, ein Selbstmordattentäter habe sich in einer großen Menschenmenge in die Luft gesprengt. Mindestens ein weiterer Angreifer habe danach das Feuer eröffnet. Sarwari berief sich auf mehrere Augenzeugen in dem Gebiet.
Unterdessen gibt es Berichte über eine dritte Explosion. Laut RT-Reporter Murad Gazdiev sei eine weitere Explosion aus Richtung des Flughafens zu hören gewesen. "Der Flughafen ist sieben Kilometer entfernt. Es war auf jeden Fall eine Explosion, wenn auch nicht unbedingt am Flughafen", so der Reporter.
Die Berichte über eine dritte Explosion sind noch nicht bestätigt.
Gazdiev wies darauf hin, dass viele Todesopfer nicht auf die Explosionen direkt zurückgingen, sondern Folge der Menschenmassen seien, die sich dicht gedrängt am Flughafen befinden: "Viele der Menschen, die heute starben, starben nicht an Splitterwunden oder direkten Schäden durch die Bombenexplosion, sondern durch den Massenandrang."
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(dpa/rt)