Russland kritisierte am Mittwoch die Türkei wegen der Position zur Krim-Frage, berichtet TASS. Kremlsprecher Dmitri Peskow bezeichnete jüngste Äußerungen des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuşoğlu, wonach die Halbinsel zur Ukraine gehöre, als inakzeptabel. "Die Krim-Frage führt zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten", betonte Peskow.
Am 23. August fand in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eine groß angelegte internationale Veranstaltung "Krim-Plattform" statt. Ziel des Forums soll nach Angaben der Gastgeber die "Rückholung der Krim" auf diplomatischem Wege sein. Auch Çavuşoğlu wurde zu dem ersten Gipfel dieser sogenannten "Krim-Plattform" eingeladen. Der türkische Außenminister sagte den Journalisten vor dem Gipfel: "Wir haben die illegale Annexion der Krim nie anerkannt und betonen ständig, dass wir dies nicht tun werden."
Der Kremlsprecher reagierte auf die Einlassung des türkische Außenministers in Kiew mit der Feststellung: "Wir akzeptieren die Position unserer türkischen Kollegen nicht, da wir sie für völlig falsch halten. Wir haben genug Geduld und sind bereit, unseren türkischen Kollegen sowie anderen Ländern zu erklären, wie die tatsächliche Situation in dieser russischen Region aussieht".
Im März 2014 hatte auf der Krim ein Referendum stattgefunden, bei dem sich die überwiegende Mehrheit der Einwohner dieser Halbinsel für die Wiedervereinigung mit Russland ausgesprochen hatte.
Der ukrainische Präsident Selenskij und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan unterzeichneten im April 2021 eine 20-Punkte-Erklärung, mit der auch die Türkei nicht nur ein Ende der angeblich "illegalen und rechtswidrigen Annexion der Krim" fordert, sondern auch ihre Unterstützung für einen NATO-Beitritt der Ukraine bekräftigt.
Seit 2018 erwirbt die Ukraine türkische Kampfdrohnen des Typs "Bayraktar", die im Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan im vergangenen Jahr zum Einsatz kamen und Aserbaidschan maßgeblich zum Sieg verholfen hatten. Die Ukraine erklärt, dass sie die Drohnen zu "Verteidigungszwecken" kaufe.
Zeitgleich zum Beginn des zweitägigen Gipfeltreffens der Krim-Plattform am 23. August gab Moskau bekannt, Russland und die Türkei befänden sich in der Endphase der Verhandlungen über die Lieferung zusätzlicher S-400-Abwehrsysteme an Ankara. Selim Koru, Analyst der Economic Policy Research Foundation of Turkey, einer in Ankara ansässigen Denkfabrik, sieht darin womöglich keinen Zufall, dass Russland während dieses Gipfels die anstehende Unterzeichnung eines neuen Deals bekanntgab, berichtet Al-Monitor.
Moskau und Ankara hatten 2017 eine Vereinbarung über die Lieferung der S-400 an die Türkei unterzeichnet. Wegen des Einsatzes des russischen Raketenabwehrsystems verhängten die USA bereits Sanktionen gegen den NATO-Bündnispartner Türkei. Aber Ankara bemüht sich, einer Politik zu folgen, die Washingtons Anforderungen erfüllt, ohne Moskau zu verärgern – ein Balanceakt, der sich als viel schwieriger erweist als das Verhältnis zwischen Moskau und Kiew, kommentiert Al-Monitor.
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