Liveticker zur Lage in Afghanistan: Chaos in Kabul

Die Lage in Afghanistan entwickelt sich mit dramatischem Tempo. Viele Menschen versuchen verzweifelt Kabul zu verlassen, doch das US-Militär hat den kommerziellen Flugverkehr eingestellt. Alle aktuellen Entwicklungen im Liveticker von "RT DE".

16.08.2021 21:42 Uhr

Macron sagt in seiner Rede an die Nation, Afghanistan dürfe nicht wieder zum "Zufluchtsort des Terrorismus" werden

Islamistische Kämpfer werden versuchen, von den Unruhen in Afghanistan zu profitieren, sagte der französische Präsident Emmanuel Macron am Montag in einer nationalen Ansprache. Macron fügte hinzu, dass Frankreich alles in seiner Macht Stehende tun werde, um sicherzustellen, dass Russland, die Vereinigten Staaten und Europa mit einem gemeinsamen Ziel reagierten.

"Afghanistan darf nicht zu dem Zufluchtsort für Terroristen werden, der es einmal war. Es ist eine Herausforderung für den Frieden und die internationale Stabilität, gegen einen gemeinsamen Feind. Wir werden alles tun, was wir können, damit Russland, die Vereinigten Staaten und Europa effizient zusammenarbeiten können, denn unsere Interessen sind dieselben."

Belgien will Militärflugzeuge zur Evakuierung nach Kabul schicken

Belgien wird Militärflugzeuge nach Kabul schicken, um belgische Staatsbürger und afghanische Mitarbeiter zu evakuieren, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Montag.

Außenministerin Sophie Wilmes erklärte der belgischen Tageszeitung Le Soir, dass die Evakuierung von 47 Belgiern und mehr als 20 Afghanen, die für die belgische Botschaft, die belgische Verteidigung, den Europäischen Auswärtigen Dienst oder die EU-Generaldirektion für Wirtschaft arbeiten, organisiert wird.

Belgien wird drei militärische Transportflugzeuge entsenden, einen Airbus 400M und zwei Lockheed C-130, berichtete Le Soir.

(reuters)

Bundeswehrflugzeug in Kabul zur Umleitung gezwungen

Das erste Evakuierungsflugzeug der Bundeswehr konnte aufgrund von Menschen auf der Landebahn nicht in Kabul landen und kehrt nun angeblich in die usbekische Hauptstadt Taschkent zurück.

Russische Botschaft in Kabul bleibt – Taliban haben Versprechen eines friedlichen Übergangs eingehalten

Der russische Botschafter in Kabul, Dmitri Schirnow, sagte, der Übergang von den afghanischen Sicherheitskräften zu den Taliban-Vertretern sei reibungslos verlaufen, und er habe nicht vor, seinen Posten zu verlassen. Schirnow äußerte gegenüber RT:

"Man kann nicht sagen, dass die Situation völlig zusammengebrochen ist, da fast die gesamte erwachsene Bevölkerung und die Jugendlichen hier zuvor Waffen in den Händen hielten und es in der Stadt nie ruhig war. Das Wichtigste ist, dass die Taliban, wie sie es versprochen haben, einen friedlichen Übergang der Macht anstreben."

Merkel zu Afghanistan: "Wir haben die Entwicklung falsch eingeschätzt"

"Wir alle – und da übernehme ich auch Verantwortung – haben die Entwicklung falsch eingeschätzt." Denn man sei davon ausgegangen, "dass wir länger Zeit haben, Lösungen zu finden, aber die Dinge haben sich beschleunigt. Die afghanische Armee hat keinen Widerstand geleistet – aus welchen Gründen auch immer."

Heiko Maas: Deutschland hat die Lage in Afghanistan "falsch eingeschätzt"

Die deutsche Bundesregierung und ihre Nachrichtendienste hätten die Lage in Afghanistan "falsch eingeschätzt", sagte Außenminister Heiko Maas am Montag in einer Erklärung. Maas sagte:

"Da gibt es nichts zu beschönigen. Weder die Bundesregierung noch ihre westlichen Partner einschließlich der Nachrichtendienste hätten die aktuelle Entwicklung so vorhergesehen. Die Geschwindigkeit, mit der sich die afghanischen Sicherheitskräfte zurückgezogen haben, kapituliert haben, haben weder wir noch unsere Partner noch unsere Experten so weit vorausgesehen." 

Merkel erwartet mehr Afghanistan-Flüchtlinge nach Taliban-Machtübernahme

Deutschland müsse dringend bis zu 10.000 Menschen aus Afghanistan evakuieren, für die es Verantwortung trage, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Parteikollegen und warnte, dass die Folgen des Konflikts noch sehr lange andauern würden.

Die Äußerungen, die auf einer nichtöffentlichen Sitzung der CDU am Montag gemacht und von Sitzungsteilnehmern weitergegeben wurden, spiegeln die wachsende Besorgnis über das Blutvergießen in Afghanistan wider, nachdem die Taliban die Hauptstadt eingenommen und den Frieden ausgerufen haben.

"Wir erleben schwierige Zeiten", so die Kanzlerin. "Jetzt müssen wir uns auf die Rettungsmission konzentrieren."

Merkel sagte, zu den zu evakuierenden Personen gehörten 2.500 afghanische Hilfskräfte sowie Menschenrechtsaktivisten, Anwälte und andere, die die Regierung als gefährdet ansieht, wenn sie im Land bleiben. Insgesamt gehe es um rund 10.000 Menschen.

Sie sagte auch, dass Berlin mit den an Afghanistan angrenzenden Ländern zusammenarbeiten sollte, um die Menschen zu unterstützen, die jetzt fliehen: "Dieses Thema wird uns noch sehr lange beschäftigen."

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak erklärte jedoch, dass Deutschland die Situation in Afghanistan nicht durch eine Wiederholung der Politik der offenen Tür, die es bereits 2015 verfolgte, lösen könne.

Vor sechs Jahren öffnete Deutschland seine Grenzen für mehr als eine Million Migranten, viele von ihnen Syrer, die vor Krieg und Armut flohen – ein mutiger Schritt, der Merkel im Ausland Beifall einbrachte, sich aber im Inland als umstritten erwies und das Ansehen ihrer Partei schwächte.

"Für uns ist klar, dass sich 2015 nicht wiederholen darf", sagte Ziemiak gegenüber n-tv. "Wir werden die Afghanistan-Frage nicht durch Migration nach Deutschland lösen können."

Merkel, die seit 2005 im Amt ist, will nach der Bundestagswahl am 26. September zurücktreten. Armin Laschet, der Kanzlerkandidat der CDU für die Bundestagswahl, sagte, Afghanistan sei das größte Fiasko der NATO seit ihrer Gründung.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer teilte mit, dass Deutschland Spezialkräfte und Fallschirmjäger eingesetzt habe, um bei der Evakuierung zu helfen, und fügte hinzu, dass es sich um eine "extrem gefährliche Operation" für deutsche Truppen handele.

"Solange es möglich ist, wird die Bundeswehr so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan herausholen und die Luftbrücke aufrechterhalten", sagte sie und fügte hinzu, dies hänge von der Bereitschaft der Vereinigten Staaten ab, den Flughafen offen zu halten.

(reuters)

Weißes Haus: Biden hält am Montagabend Rede über den Zusammenbruch Afghanistans 

US-Präsident Joe Biden hält am Montagabend vom Weißen Haus aus eine Rede, nachdem die Taliban am Wochenende den Präsidentenpalast in der kriegsmüden afghanischen Hauptstadt Kabul eingenommen haben.

Sacharowa: Die USA wollen nicht für ihre geopolitischen Experimente verantwortlich sein

Die US-Führung habe sich jahrzehntelang vor der Verantwortung für ihre geopolitischen Experimente gedrückt, schrieb die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Montag laut der russischen Nachrichtenagentur TASS auf ihrem Telegram-Kanal.

Im Zusammenhang mit der Verschärfung der Lage in Afghanistan und der Machtübernahme der Taliban in der Islamischen Republik nach der Ankündigung des US-Präsidenten Joe Biden vom 14. April über den Abzug der US-Truppen erinnerte die Diplomatin daran, wie der 40. US-Präsident Ronald Reagan Ende 1983, 1984 und 1985 zu den Afghanen sprach. Sacharowa erklärte:

"Jede Rede enthielt eine obligatorische Passage, in der die 'Freiheitskämpfer' in Afghanistan begrüßt wurden."

Die Sprecherin wies darauf hin, dass Reagan die Mudschahedin als Bewegung der einheimischen Bevölkerung bezeichnete, die dazu bestimmt sei, die ausländische Militärmacht herauszufordern, die ihre Religion und ihre Lebensweise bedrohe, und dass die US-Amerikaner ihre unglaubliche Tapferkeit begrüßten und die Aktionen der Sowjetunion in dieser Republik aufmerksam verfolgten. Sacharowa zitierte Reagan mit den Worten:

"In gewissem Sinne hat sich der Kampf um Afghanistan von den Bergen Afghanistans selbst auf das weite Feld der Weltöffentlichkeit verlagert. So kommt es, dass die Sowjets den Krieg in die Länge ziehen und die Nachrichten über die täglichen Gräueltaten, die sie begehen, verdrängen. Sie warten darauf, dass die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit nachlässt, dass unsere Empörung nachlässt. Dann, so glauben sie, wird die Unterstützung der freien Welt für die Freiheitskämpfer nachlassen."

Sacharowa fügte hinzu:

"Dies ist tatsächlich ein direktes Zitat. Der historische Beweis für die geopolitischen Experimente der USA, für die sie nie die Verantwortung übernommen haben."

Russischer Botschafter in Kabul trifft am Dienstag mit Koordinator der Taliban-Führung zusammen

Die russische Nachrichtenagentur TASS meldet, dass der russische Botschafter in Afghanistan, Dmitri Schirnow, am Dienstag mit dem Koordinator der Taliban-Führung zusammentreffen wird, um die Sicherheit der russischen Botschaft zu besprechen. Das sagte der Gesandte des russischen Präsidenten in Afghanistan, Samir Kabulow, in einem Interview mit dem Moskauer Radiosender Echo. Kabulow erklärte:

"Unser Botschafter steht in Kontakt mit Vertretern der Taliban-Führung. Morgen wird er sich, wie er mir vor zehn Minuten sagte, mit dem Koordinator der Taliban-Führung für die Gewährleistung der Sicherheit, einschließlich unserer Botschaft, treffen."

Der russische Botschafter werde mit dem Taliban-Vertreter die Einzelheiten des Außenschutzes der diplomatischen Vertretung der Russischen Föderation besprechen, so Kabulow.

Kabulow betonte auch, dass "die russische Führung eine Entscheidung über die Anerkennung des Regimes der Taliban-Bewegung treffen wird, je nachdem, wie verantwortungsvoll sie das Land regieren werden". Der russische Diplomat sagte:

"Niemand wird in dieser Hinsicht etwas überstürzen. Die Anerkennung oder Nichtanerkennung wird vom Verhalten der neuen Behörden abhängen. Wir werden genau beobachten, wie verantwortungsbewusst sie das Land in naher Zukunft regieren werden. Nach diesen Ergebnissen wird die russische Führung die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen."

Biden-Regierung: "Fall Afghanistans entwickelte sich mit unerwarteter Geschwindigkeit"

Der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses Jake Sullivan räumte am Montag ein, dass sich die Sicherheitslage in Afghanistan "unerwartet schnell entwickelt" habe, und betonte gleichzeitig, dass Präsident Biden zu seiner Entscheidung stehe, die US-Truppen abzuziehen.

Bei einem Auftritt im US-Nachrichtensender ABC News verteidigte Sullivan am Montag Bidens Entscheidung zum Truppenabzug. Der Sicherheitsberater sagte dazu:

"Der Präsident hielt es nicht für unvermeidlich, dass die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernehmen. Er war der Meinung, dass die afghanischen Sicherheitskräfte in der Lage seien, den Kampf aufzunehmen, weil wir 20 Jahre lang Dutzende Milliarden Dollar in ihre Ausbildung, die beste Ausrüstung und die Unterstützung der US-Streitkräfte investiert haben. Als es darauf ankam, entschieden sie sich, nicht aufzustehen und für ihr Land zu kämpfen."

Sullivan fügte hinzu, dass der US-Präsident mit der Frage konfrontiert worden war, ob US-Männer und -Frauen "in den Bürgerkrieg eines anderen Landes hineingezogen werden sollten, wenn ihre eigene Armee nicht für ihre Verteidigung kämpfen will".

"Und seine Antwort auf diese Frage war 'Nein', und deshalb steht er zu dieser Entscheidung", so Sullivan.

USA evakuieren Militärhunde aus Afghanistan

Am Sonntag hat das US-Militär laut der Nachrichtenagentur Associated Press Militärhunde aus Afghanistan evakuiert. In den sozialen Medien kursieren nicht authentifizierte Bilder, die zeigen sollen, wie die Hunde in einem US-Flugzeug sitzen.

Innenministerium: Evakuierte Afghanen dürfen einreisen

Menschen, die angesichts der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan evakuiert werden, sollen nach dem Willen der Bundesregierung auch nach Deutschland weiterreisen dürfen. Das versicherte eine Sprecherin von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) am Montag in Berlin. Seehofer hatte am Freitag erklärt, Visa könnten auch erst nach der Einreise nach Deutschland erteilt werden. Auf Nachfrage, warum diese Ankündigung nicht eher erfolgt sei, sagte sie, Seehofer habe in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich gemacht, dass er alles für die Ausreise von Ortskräften tun werde. (dpa)

Laschet: Bundeswehreinsatz in Afghanistan muss durch Mandat gedeckt werden

Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan geht nach Angaben von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet nicht ohne ein robustes Mandat. Das Bundeskabinett wolle das Mandat am Mittwoch beschließen. Dann müsse es einen Parlamentsbeschluss als Rückendeckung der Bundeswehr geben, sagte der CDU-Chef nach den Gremiensitzungen seiner Partei. Er sprach von einem gefährlichen Einsatz. (reuters)

Kramp-Karrenbauer: Konzentrieren uns auf Evakuierung

Die Bundeswehr wird ihren Evakuierungseinsatz in Afghanistan nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) so lange wie nur irgend möglich fortsetzen. Am Ende gehe es darum, dass die Bundeswehr die Luftbrücke gemeinsam mit den internationalen Partnern so lange wie möglich aufrechterhalten könne, "um so viele Menschen wie möglich herauszuholen", sagte Kramp-Karrenbauer am Montag nach Sitzungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. Auf genaue Zahlen bei den zu rettenden Menschen wollte sie sich nicht festlegen. "Die Zahl ist im Moment schwer zu beziffern. Sie schwankt."

Es gebe jene Gruppe der Ortskräfte der Bundeswehr, die identifiziert seien, die zum Teil am Flughafen seien und das Land noch nicht verlassen hätten, sagte Kramp-Karrenbauer. Darüber hinaus gebe es auch Listen der anderen Ressorts der Bundesregierung über Ortskräfte sowie das Botschaftspersonal. Zudem gebe es weitere Menschen, die als Unterstützer besonders herausgehoben gewesen seien. Diese Listen würden vor Ort geführt.

Seit dem Morgen würden drei Flugzeuge vom Typ A400M nach beziehungsweise in die Nähe von Kabul verlegt, unterstrich die Ministerin. An diesem Nachmittag sollten weitere Truppentransporte folgen. Die Bundeswehr werde mit einem robusten Mandat "solange es die Möglichkeiten vor Ort zulassen, so viele Menschen wie möglich aus Kabul, aus Afghanistan rausholen. Das ist der Auftrag der Bundeswehr", sagte Kramp-Karrenbauer. Dies hänge extrem von der Unterstützung durch die US-Seite ab. (dpa)

Russischer Diplomat: Haben keine Befürchtung, dass Afghanistan IS ähneln wird

Russland glaubt nicht, dass sich Afghanistan unter den Taliban in eine Version des "Islamischen Staates" (IS) verwandeln wird, sagte der russische Gesandte des Präsidenten für Afghanistan, Samir Kabulow, am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur TASS.

"Nein, diese Sorge habe ich nicht", antwortete er auf eine diesbezügliche Frage. "Ich habe in der Realität gesehen, wie die Taliban den 'IS' bekämpft haben, und zwar mit aller Härte, im Gegensatz zu den Amerikanern und der gesamten NATO, einschließlich der afghanischen Führung, die geflohen ist und die dem IS nicht entgegengetreten ist, sondern sich ihr nur gebeugt hat. Vertreter der höchsten Taliban-Führung haben mir gesagt, dass sie dem IS nur eines zu sagen haben: Es wird keine Gefangenen geben."

Der Gesandte des Präsidenten rief auch dazu auf, die Entwicklungen in Afghanistan Schritt für Schritt zu beobachten, da es leicht sei, sich "mit einer reichen Fantasie von der Realität zu entfernen." "Ich habe Ihnen das Wichtigste gesagt. Die Taliban, wie sie gesagt haben, und ich spüre auch, dass es hier sehr aufrichtig zugeht, wollen ihr trauriges Schicksal nicht ein zweites Mal wiederholen", schloss er.

Merkel: "Bittere Stunden" in Afghanistan

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat im CDU-Präsidium nach Angaben von Teilnehmern von "bitteren Stunden" in Afghanistan gesprochen. Die Entscheidung zum US-Rückzug aus dem Land habe eine Kettenreaktion ausgelöst, sagte die Kanzlerin nach Angaben mehrerer Teilnehmer am Montag im CDU-Bundesvorstand. Die Machtübernahme der Taliban sei gerade für die bitter, die an Demokratie und Freiheit geglaubt hätten, sowie für Frauen. Man müsse nun mit einer Flüchtlingsbewegung rechnen und Hilfe in den Nachbarländern organisieren. Zuvor hatte CDU-Chef Armin Laschet mit Blick auf die Entwicklung in Syrien und die Flüchtlingsbewegungen dort gewarnt, 2005 dürfe sich nicht wiederholen.

Merkel umriss im CDU-Bundesvorstand nach Angaben von Teilnehmern auch die Dimension der Evakuierungsmission der Bundeswehr. Sie sprach demnach von rund 10.000 Personen, die Deutschland aus Afghanistan evakuieren wolle. Die Bundesregierung habe vor Monaten bereits 2.500 Ortskräfte identifiziert, bei 600 wisse man derzeit nicht, ob sie bereits in Drittstaaten seien, habe Merkel gesagt. Weitere 2.000 Menschen wie Menschenrechtler und Anwälte sollten auch ausreisen. Insgesamt handele es sich inklusive der Familien um rund 10.000 Menschen. "Wir evakuieren nun in Zusammenarbeit mit den USA die Menschen. Ohne die Hilfe der Amerikaner könnten wir so einen Einsatz nicht machen", wurde die Kanzlerin zitiert. (reuters)

AfD-Chef für Aufnahme von Afghanen

AfD-Co-Chef Jörg Meuthen hat sich für die Aufnahme afghanischer Ortskräfte und deren Angehörigen in Deutschland ausgesprochen. "Ja, wir haben eine moralische Pflicht, nach Maßgabe unserer Möglichkeiten nun auch jene Afghanen zu retten, die unmittelbar für uns gearbeitet haben und nun in äußerster Lebensgefahr sind", schrieb Meuthen am Montag bei Facebook. Das gelte selbstverständlich auch für deren Angehörige, die ansonsten von den Taliban "per Sippenhaft gefoltert, missbraucht und getötet" würden. Afghanen, die sich für die deutsche Mission eingesetzt hätten, müssten "aufgrund des Versagens des Westens nun auch nach Deutschland kommen können". (dpa)

EU plant Krisensitzung noch heute

Die Außenminister der Europäischen Union werden am Dienstag auf einer Krisensitzung über die Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban beraten. Nach der jüngsten Entwicklung und intensiven Kontakten mit den Partnern in den vergangenen Tagen und Stunden habe er ein Sondertreffen per Videokonferenz einberufen, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf Twitter mit. "Afghanistan steht an einem Scheideweg. Die Sicherheit und das Wohlergehen seiner Bürger sowie die internationale Sicherheit stehen auf dem Spiel", fügte er hinzu. (reuters)

Ex-NATO-General: Westen muss Konzept für Auslandseinsätze überdenken

Der frühere NATO-General Hans-Lothar Domröse plädiert nach dem Scheitern des Afghanistan-Einsatzes für ein Überdenken des Vorgehens bei Militärengagements außerhalb Europas. "Unser gesamtes Konzept 'train, assist, advise' (ausbilden, unterstützen, beraten) werden wir überprüfen müssen, und wir müssen fairerweise die Frage stellen: Funktioniert das außerhalb Europas? Scheinbar nicht", sagte der General des Heeres a.D. am Samstag auf NDR Info. Man müsse bei Auslandseinsätzen vorher politische Ziele klar setzen, langen Durchhaltewillen zeigen – oder eben nicht hingehen. (dpa)

Britischer Verteidigungsminister: Werden nicht alle Helfer aus Afghanistan evakuieren können

Ben Wallace, Verteidigungsminister des Vereinigten Königreichs, hat laut der britischen Zeitung Daily Mail zugegeben, dass das Land nicht alle afghanischen Helfer der britischen Streitkräfte evakuieren kann. Für diesen Umstand machte er die Geschwindigkeit des militärischen Kollapses verantwortlich.

Familienangehörige britischer Staatsbürger in Afghanistan baten derweil die Regierung um Unterstützung bei der Evakuierung ihrer Angehörigen.

Am Kabuler Flughafen seien rund 700 britische Soldaten stationiert.

Kabuler Flughafen: Szenen wie in Saigon

Die plötzliche Einnahme Kabuls durch die Taliban wird für die USA zum Debakel. Immer mehr Videos tauchen auf, die zeigen, wie die Vereinigten Staaten erneut ihre verzweifelten Helfer im Stich lassen. Die Authentizität der Videos kann noch nicht bestätigt werden.

Russische Botschaft: Präsident Ghani floh aus Land mit Bargeld gefüllten Autos

Der frühere afghanische Präsident Ashraf Ghani, der zurücktrat, um angeblich weitere Gewalt in seinem Land zu verhindern, ist aus Kabul mit Bargeld gefüllten Autos geflüchtet, erklärte ein Sprecher der russischen Botschaft am Montag gegenüber Sputnik. Der Sprecher der russischen Botschaft, Nikita Ischenko, sagte:

"Was den Zusammenbruch des Regimes betrifft, so wird er am besten durch die Art und Weise charakterisiert, wie Ghani aus Afghanistan geflohen ist: Vier Autos waren voll mit Geld, sie versuchten, einen Teil des Geldes in einen Hubschrauber zu packen, aber alles passte nicht hinein. Und ein Teil des Geldes wurde auf der Landebahn zurückgelassen." 

Afghanisches Militärflugzeug in Usbekistan abgestürzt

Ein afghanisches Militärflugzeug ist Sonntagnacht in Usbekistan nahe der Grenze zu Afghanistan abgestürzt. Das Nachrichtenportal Gazeta.uz berichtet unter Berufung auf eine nicht namentlich genannte Quelle, zwei Mitglieder des afghanischen Militärs würden in einem Krankenhaus in Termez behandelt. Am Sonntag hatte die usbekische Regierung mitgeteilt, es seien 84 afghanische Soldaten festgenommen worden, die die Grenze überschritten hätten und um medizinische Hilfe baten. (reuters)

Peking: Respektieren Entscheidung des afghanischen Volkes

China hat die militant-islamistischen Taliban zu einer friedlichen und reibungslosen Machtübernahme in Afghanistan aufgefordert. "Die Lage in Afghanistan hat sich wesentlich verändert, und wir respektieren den Willen und die Entscheidung des afghanischen Volkes", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunaying, am Montag vor der Presse in Peking. Ein Ende des Krieges und die Schaffung von Frieden seien sowohl der einhellige Wunsch der mehr als 30 Millionen Afghanen als auch die gemeinsame Erwartung der internationalen Gemeinschaft und der Länder in der Region.

Die Sprecherin wies auf eine Erklärung der Taliban vom Vortag hin, dass der Krieg vorbei sei und sie über eine offene und inklusive islamische Regierung verhandeln wollten. Auch wollten sie die Sicherheit der afghanischen Bürger und ausländischer Vertretungen wahren, zitierte Hua Chunying. "China erwartet, dass diese Erklärungen umgesetzt werden, um einen reibungslosen Übergang in Afghanistan sicherzustellen, jede Art von Terrorismus und Verbrechen einzudämmen und es dem afghanischen Volk zu ermöglichen, den Krieg hinter sich zu lassen und ein besseres Zuhause wiederaufzubauen." (dpa)

Menschen fallen bei Fluchtversuch aus Flugzeug

Laut dem Nachrichtenportal Asvaka News sind zwei Menschen aus einem Flugzeug gefallen. Sie hatten sich an das Fahrwerk geklammert.

Die Lage am Kabuler Flughafen ist weiterhin chaotisch.

Moskau über mögliche Anerkennung der neuen afghanischen Regierung

Russland sieht keine Eile in der Frage der Anerkennung der neuen afghanischen Regierung. Dies sagte der russische Sonderbeauftragte für Afghanistan, Samir Kabulow, laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Die Regierung in Moskau werde das Handeln der neuen Machthaber genau beobachten und dann eine Entscheidung treffen, kündigte er im Radiosender Echo Moskwy an. (reuters)

Mindestens drei Tote nach Schüssen am Kabuler Flughafen

Am Kabuler Flughafen sind Berichten zufolge mindestens drei Zivilisten gestorben. Zuvor hatten US-Streitkräfte, die den Abschnitt verteidigten, auf dem sich das US-amerikanische Botschaftspersonal befindet, angeblich geschossen, um die Menschenmenge auf dem Flughafengelände zu vertreiben. 

In den sozialen Medien sind auch Bilder von drei Menschen, die auf dem Boden liegen, zu sehen. Es ist nicht klar, was zu deren scheinbaren Tod führte. Einige Quellen berichteten, dass es nach den Schüssen der US-Soldaten zu einer Massenpanik gekommen ist.

15.08.2021 22:59 Uhr

Für heute beenden wir den Ticker. Ab Montagmorgen finden Sie bei uns wieder aktuelle Informationen zu den Entwicklungen in Afghanistan.

UN-Sicherheitsrat will am Montag über Afghanistan beraten

Die Lage in Afghanistan nach dem Einrücken der Taliban in die Hauptstadt Kabul soll am Montag Thema im UN-Sicherheitsrat sein. Estland und Norwegen hatten die Einberufung einer außerordentlichen Sitzung gefordert.

"Bestätigt!", schrieb die UN-Vertretung Norwegens am Sonntagnachmittag (Ortszeit) auf Twitter. Am Montag finde im Sicherheitsrat eine Sitzung zu Afghanistan statt. UN-Generalsekretär António Guterres wird auf der Sitzung des Gremiums sprechen, wie die Vereinten Nationen mitteilten. Laut Agenda soll die Sitzung um 10.00 Uhr (Ortszeit) beginnen.

Taliban-Führer: Erfolg "beispiellos in der Welt"

Ein führender Repräsentant der Taliban hat den Sieg seiner Gruppierung in Afghanistan verkündet. Dieser unerwartete Erfolg sei beispiellos in der Welt, sagte Mullah Baradar am Sonntag in einer Videobotschaft.

Ein Sprecher erklärte am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur AP, dass die Taliban auch andere Kräfte in die Regierungsbildung in Afghanistan einbinden wollten. Man werde in den kommenden Tagen Gespräche führen, um eine "offene islamische Regierung" zu bilden.

Ghani in Taschkent angekommen

Der geflohene afghanische Präsident Ashraf Ghani und seine Frau sind laut einem Bericht des Senders Al Jazeera in der usbekischen Hauptstadt Taschkent eingetroffen.

Chaotische Szenen am Flughafen: "US-Soldaten richten die Waffen auf uns"

Ein Tweet der ARD-Journalistin Natalie Amiri vermittelt einen Einblick in die chaotische Situation am Flughafen. Eine afghanische Menschenrechtlerin habe ihr geschrieben:

"Du weißt nicht, wie die Amerikaner mit uns umgehen. Sie richten die Waffen auf uns und schreien uns an. Und drängen uns gerade wieder raus aus dem Gelände am Flughafen."

Auch dieses Telegram-Video gibt einen Eindruck von der Situation.

Menschen warten auf Evakuierung

Bilder in den sozialen Medien zeigen, dass sehr viele Menschen vor dem Kabuler Flughafen auf ihre Evakuierung warten.

Taliban übernehmen afghanisches Staatsfernsehen

Laut Berichten haben die Taliban inzwischen auch das afghanische Staatsfernsehen übernommen. Sie versicherten der Bevölkerung, dass sie ihre Sicherheit gewährleisten werden.

Chaos am Kabuler Flughafen

In den sozialen Medien kursieren Videos, die zeigen sollen, dass am Kabuler Flughafen inmitten der Übernahme der Taliban Chaos ausgebrochen ist.

Biden berät sich zu Taliban-Machtübernahme

US-Präsident Joe Biden hat sich mit seinem nationalen Sicherheitsteam über die aktuelle Sicherheitslage in Kabul ausgetauscht. Dabei sei es um die Evakuierung des zivilen Personals, afghanischer Helfer und anderen Verbündeten aus Afghanistan gegangen, hieß es am Sonntagnachmittag (Ortszeit) auf dem Twitter-Account des Weißen Hauses. Auch Vize-Präsidentin Kamala Harris war demnach bei der Videoschalte dabei. Biden hält sich aktuell in Camp David, dem Landsitz des US-Präsidenten im US-Bundesstaat Maryland auf. Weitere Details zu der Videoschalte waren zunächst nicht bekannt. Es war auch unklar, ob sich Biden am Sonntag noch öffentlich zu den aktuellen Ereignissen äußern wird.

Berichten zufolge hat US-Generalstabschef Mark Milley bei einem Telefonat mit Senatoren davor gewarnt, dass sich terroristische Gruppen wie Al-Qaida in Afghanistan deutlich schneller wieder formieren könnten als erwartet. Das berichteten der Sender CNN und das Nachrichtenportal Axios am Sonntag übereinstimmend unter Berufung auf Teilnehmer. Bei dem Telefongespräch zwischen hochrangigen Vertretern der Regierung und Senatoren beider Parteien soll Außenminister Antony Blinken erneut die Abzugspläne verteidigt haben. "Wir verfügen über erhebliche Kapazitäten, um einer wieder aufkommenden terroristischen Bedrohung aus Afghanistan zu begegnen, und werden diese auch beibehalten", hatte er am Sonntagmorgen im Interview mit dem Sender NBC gesagt. (dpa)

Taliban-Anführer im Präsidentenpalast: "War acht Jahre in Guantanamo"

Ein Taliban-Anführer hat in einem Live-Video des Senders Al Jazeera erklärt, dass er acht Jahre im US-Gefängnislager Guantanamo verbracht habe.

Maas: Oberste Priorität ist "Sicherheit unserer Staatsangehörigen und Mitarbeiter"

Bundesaußenminister Heiko Maas hat erklärt, dass die oberste Priorität die Sicherheit der deutschen Staatsangehörigen und Mitarbeiter sei. Ein Kernteam der Botschaft werde vor Ort bleiben, um die "notwendige Handlungsfähigkeit zu erhalten". 

Hunderte versuchen, an Bord eines US-Transportflugzeugs zu gelangen

In den sozialen Netzwerken verbreitete Videos vom Flughafen Kabul zeigen offenbar, wie zahlreiche Menschen versuchen, an Bord eines US-Transportflugzeugs vom Typ C-17 zu gelangen.

Ian Bremmer: "Es ist ein Debakel"

Der einflussreiche Politologe und Gründer des Beratungsunternehmens Eurasia Group hat die Entwicklung in Afghanistan als Debakel für die USA bezeichnet. Bremmer schrieb auf Twitter:

"Das US-Außenministerium warnt US-Bürger, nicht zum Flughafen von Kabul zu kommen (der derzeit beschossen wird), der amtierende US-Botschafter ist gerade aus der Botschaft geflohen. Es ist ein Debakel."

Bundeswehrmaschinen starten in der Nacht zu Montag nach Kabul

Die Bundeswehr schickt in der Nacht zu Montag die ersten Transportflugzeuge vom Typ A400M nach Afghanistan, um deutsche Staatsbürger aus der Hauptstadt Kabul zu evakuieren. Die Maschinen würden vom Militärflughafen Wunstorf in der Nähe von Hannover aus starten, sagte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Sonntag dem Fernsehsender n-tv. Von dort würden die Maschinen unter anderem das Personal der deutschen Botschaft in ein Drittland ausfliegen, das sie nicht nannte. Dort werde eine Drehscheibe eingerichtet, von der aus es dann eine Luftbrücke nach Deutschland geben werde. Der Transport aus dem Drittland nach Deutschland erfolge mit zivilen Maschinen.

Auch afghanische Ortskräfte, die früher für die Bundeswehr oder Bundesministerien gearbeitet haben oder jetzt noch arbeiten, sollen nach Deutschland gebracht werden. Abgesichert werde die Evakuierung von der Division Schnelle Kräfte, einer Spezialeinheit der Bundeswehr, die für Evakuierungen ausgebildet ist. "Wir sind auf alle Szenarien eingerichtet", so die Ministerin. "Es ist ein gefährlicher Einsatz, in den wir sie jetzt schicken."

Wie viele Maschinen nach Kabul starten, sagte Kramp-Karrenbauer nicht. Die Militärmaschinen können 114 Personen transportieren. Angesichts des rasanten Vormarsches der Taliban ist das Personal der Botschaft aus Sicherheitsgründen bereits zum Flughafen gebracht worden, der von US-Streitkräften abgesichert wird.

Ghani: Trete zurück, um Massaker zu verhindern

Der afghanische Präsident hat auf Facebook erklärt, dass die Taliban einen Angriff auf Kabul vorbereitet hätten und er deshalb beschlossen habe, zurückzutreten, um ein Massaker zu verhindern. Laut Medienberichten soll er sich inzwischen in Oman aufhalten.

Maas: Erste Botschaftsangehörige werden noch diese Nacht ausgeflogen

Bundesaußenminister Heiko Maas kündigt ein Ausfliegen erster Botschaftsangehöriger aus Afghanistan noch am Sonntag an. In der Nacht würden zudem Bundeswehrmaschinen nach Afghanistan starten, sodass in den nächsten Tagen weitere Botschaftsangehörige und Mitarbeiter der Botschaft in ein Nachbarland gebracht werden könnten, sagt der SPD-Politiker. Das Personal der Botschaft befinde sich in einem militärisch gesicherten Teil des Kabuler Flughafens. (reuters)

Afghanische Medien: Präsident Ghani nach Oman geflohen

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani ist laut einem Bericht des Senders Kabul News nach Oman geflohen. Zuvor hatte er Afghanistan laut Medienberichten in Richtung Tadschikistan verlassen.

Kabul: Flughafen wird für zivile Flüge eingestellt – Taliban rücken vor

Auf dem Flughafen von Kabul wird nach NATO-Angaben die zivile Luftfahrt eingestellt, wie die Agentur Reuters berichtete. Es seien nur noch Militärflüge erlaubt, sagte ein NATO-Vertreter. Derweil vermeldete AFP, dass die Taliban-Kämpfer in einigen Stadtbezirken vorrücken würden. (rt/reuters)

Ministerin empört sich über Flucht des Präsidenten

Die afghanische Bildungsministerin Rangina Hamidi hat sich "geschockt und ungläubig" gezeigt über die Flucht von Präsident Aschraf Ghani aus Kabul. "Das Traurigste ist, dass ich das nicht erwartet hatte vom Präsidenten, den ich kannte und dem ich vollkommen vertraut habe", sagte sie am Sonntagabend der BBC. Sie wolle es noch immer nicht wahrhaben, dass er gegangen sei. "Aber wenn er es getan hat, ist es wirklich eine Schande", so Hamidi weiter.

Seit Beginn des Abzugs der US- und NATO-Truppen aus Afghanistan im Mai haben die militant-islamistischen Taliban gewaltige Gebietsgewinne verzeichnet. Am Sonntagabend übernahmen Kämpfer der Islamisten ohne Gefechte Sicherheitsposten in der Hauptstadt Kabul. Präsident Aschraf Ghani hat das Land inzwischen verlassen. (dpa)

Söder fordert NATO- und EU-Sondergipfel

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat wegen Afghanistan einen sofortigen Sondergipfel von NATO und EU gefordert. Die Entwicklung in dem Land sei "eine der größten Niederlagen der westlichen Politik", sagte er am Sonntag dem Online-Portal Bild live. Fast kampflos kämen die für die Terroranschläge vom 11. September 2001 Mitverantwortlichen jetzt wieder zurück an die Macht. Die Hilflosigkeit gegenüber diesem Vormarsch sei "echt erschütternd".

Insbesondere die USA müssten sich stärker mit ihren europäischen Partnern absprechen, forderte Söder. "Der völlig überraschende Abzug der Amerikaner ist natürlich die Hauptursache für die Situation. Die Bundeswehr kann nicht allein dort bleiben, wenn die Amerikaner abziehen." Es sei daher "sinnvoll, jetzt eine rasche Beratung zu finden, nicht nur in der Europäischen Union, sondern vor allem in der NATO. Es braucht eine NATO-Sondersitzung", sagte der bayerische Ministerpräsident und sprach von einer "verheerenden Bilanz des Westens" in Afghanistan. Die USA seien auch in der Pflicht, Flüchtende aufzunehmen. (dpa)

Berichte: Taliban werden demnächst Islamisches Emirat ausrufen

Die radikalislamistischen Taliban sollen "bald" die Gründung eines Islamisches Emirates ausrufen. Der Akt solle im Präsidentenpalast vollzogen werden. Das berichteten übereinstimmend verschiedene Agenturen unter Berufung auf Vertreter der Miliz.

Trittin: Maas für mögliche Todesopfer in Kabul verantwortlich

Der Grünen-Abgeordnete Jürgen Trittin hat Bundesaußenminister Heiko Maas vorgeworfen, bei den Bemühungen um die Rettung von afghanischen Helfern beispiellos versagt zu haben. Maas sei persönlich verantwortlich für etwaige Todesopfer in Kabul. Trittin erklärte gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland:

"Bundesaußenminister Heiko Maas hat hier viel Schuld auf sich geladen. Wenn die Menschen, die noch in Kabul in den Schutzräumen warten, aber noch nicht auf dem Flughafen sind, nun nach der Einigung zwischen Präsident Aschraf Ghani und den Taliban nicht mehr gerettet werden können, ist er dafür verantwortlich."

Schicken USA zusätzliche Soldaten nach Afghanistan?

Die USA erwägen die Entsendung zusätzlicher Truppen nach Afghanistan, berichtet CNN.

Nach Angaben des Senders ist der Leiter des US-Zentralkommandos in der Region eingetroffen, um die Lage in Afghanistan zu beobachten.

USA: Kabuler Flughafen unter Beschuss

Washington behauptet, dass der Flughafen von Kabul, wo sich einige westliche diplomatische Missionen verschanzt haben, unter Beschuss sei. Unabhängige Bestätigungen für diese Behauptungen gibt es nicht.

Taliban betreten angeblich Präsidentenpalast in Kabul

Laut eigenen Erklärungen haben Kämpfer der radikalislamistischen Taliban den Präsidentenpalast in Kabul betreten. Zuvor hatte die Miliz eine Übergangsregierung abgelehnt. Präsident Aschraf Ghani hatte bereits am Sonntagnachmittag das Land verlassen. Die afghanische Regierung bestätigte Reuters zufolge nicht die Einnahme des Präsidentenpalastes.

Taliban: Keine Übergangsregierung

Zwei Vertreter der Taliban widersprechen Darstellungen der Regierung, wonach es eine Übergangsregierung geben solle. Das werde nicht der Fall sein, sagten sie zu Reuters. Die Gruppe erwarte eine vollständige Machtübergabe. Der kommissarische Innenminister Abdul Sattar Mirsakawal hatte zuvor gesagt, die Macht werde an eine Übergangsregierung übergehen. (reuters)

USA versenkten in Afghanistan 2,2 Billionen US-Dollar über zwei Jahrzehnte

Laut verschiedenen Schätzungen, darunter von der Brown-Universität, haben die Vereinigten Staaten im Laufe ihres 20-jährigen Engagements in Afghanistan etwa 2,2 Billionen US-Dollar (etwa zwei Billionen Euro) ausgegeben. Das ist erheblich mehr, als Washington über mehr als einem halben Jahrhundert für die Entwicklungshilfe in Lateinamerika und in der Karibik ausgegeben hat. Zwischen 1946 und 2019 gaben die USA laut offiziellen Zahlen rund 200 Milliarden US-Dollar (etwa 170 Milliarden Euro) für die Entwicklungshilfe in diesen Regionen aus.

Ex-Präsident Karzai soll sich an Übergangsrat beteiligen

Die Führung Afghanistans ist einem Rat übertragen worden, der sich aus dem bisherigen Vorsitzenden des Obersten Rates für nationale Aussöhnung Abdullah Abdullah und dem ehemaligen Präsidenten Karzai zusammensetzt, wie eine Quelle gegenüber RIA Nowosti erklärte. Der Rat soll dann die Macht an die Taliban übergeben

Deutsche Medien fordern Bundesregierung zur Intervention auf, um afghanische Helfer zu unterstützen

In einem offenen Brief haben mehrere deutsche Verlage, Medienhäuser, Sender und Redaktionen die Bundesregierung um Hilfe für ihre einheimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Afghanistan gebeten. Sie forderten in einem am Sonntag veröffentlichten "Hilferuf" an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) ein Visa-Notprogramm angesichts des Vordringens der Taliban. Das Leben dieser freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei akut gefährdet: "Nach dem Rückzug der internationalen Truppen, auch der deutschen, wachsen die Sorgen, dass es gegenüber unseren MitarbeiterInnen zu Racheakten der Taliban kommt." (dpa)

Taliban: Wir verzichten auf Rache

Ein an Gesprächen mit der afghanischen Regierung in Katar beteiligter Taliban-Unterhändler hat Befürchtungen vor Gewalttaten bei einer Übernahme der Macht in Kabul zurückgewiesen. "Wir versichern den Menschen (...) in der Stadt Kabul, dass deren Hab und Gut und deren Leben sicher sind", sagte Suhail Schahin der BBC in einem Telefonat aus Doha. Es werde "keine Rache an irgendjemandem" geben. Die Taliban-Kämpfer seien vor den Toren der afghanischen Hauptstadt und hätten den Befehl erhalten, die Stadt nicht zu betreten. "Wir warten auf eine friedliche Übergabe der Macht", so Schahin weiter. Das bedeute, dass die Stadt dem "Islamischen Emirat von Afghanistan" übergeben werden solle.

Seit Beginn des Abzugs der US- und NATO-Truppen aus Afghanistan im Mai haben die militant-islamistischen Taliban gewaltige Gebietsgewinne verzeichnet. In einem rasanten Vormarsch haben sie mittlerweile mehr als zwei Drittel der Provinzhauptstädte des Landes eingenommen und stehen vor Kabul. Derzeit laufen Gespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung. (dpa)

Italien fliegt Botschaftsangehörige aus

Mitarbeiter der italienischen Botschaft in Kabul sollen nach Angaben des Außenministeriums noch am Sonntag nach Rom ausgeflogen werden. Ein Militärflugzeug werde in Kabul am Abend abheben. Von einer Schließung der Botschaft könne aber noch keine Rede sein. (reuters)

Moskau: Werden Taliban noch nicht als legitime Regierung anerkennen

Der russische Außenminister Sergei Lawrow hat angesichts der laufenden Machtübernahme der Taliban in Afghanistan erklärt, dass sein Land die Taliban noch nicht als legitime Regierung anerkenne. Er fügte hinzu: "alles zu seiner Zeit".

Kabul: Taliban geben Befehl, in die Stadt einzumarschieren

Die Taliban-Führung hat laut Medienberichten an ihre Kämpfer den Befehl gegeben, in die Hauptstadt Kabul einzumarschieren. Ihr erklärtes Ziel ist es, Plünderungen zu verhindern. Der Taliban-Sprecher Zabiullah Mujahid postete diesbezüglich eine Erklärung auf seinem Twitter-Account.

Afghanischer Präsident Aschraf Ghani verlässt das Land

Der bisherige Präsident Afghanistans, Aschraf Ghani, hat laut Berichten sein Land verlassen. Er sei von Kabul nach Tadschikistan gereist. Von dort aus plane er, sich in ein Drittland zu begeben, wie eine Quelle gegenüber der Nachrichtenagentur RIA Nowosti erklärte.

Russland ist bereit zur Zusammenarbeit mit afghanischer Übergangsregierung

Die russische Botschaft in Kabul hat erklärt, dass Moskau bereit sei, mit einer afghanischen Übergangsregierung zusammenzuarbeiten.

Die Evakuierungsmaßnahmen der US-Botschaft in Kabul laufen auf Hochtouren

Russischer Senator zur Lage in Afghanistan: "Die USA lassen ihre Anhänger im Stich"

Der Vizevorsitzende des Außenausschusses beim Föderationsrat, Wladimir Dschabarow, schließt jegliche Einmischung des russischen Militärs aus und erklärte gegenüber RT:

"Washington hat vor 20 Jahren Afghanistan eine schöne Suppe eingebrockt und lässt nun tatsächlich seine Anhänger im Stich. Die USA haben es nicht einmal geschafft, die afghanische Armee richtig zu schulen."

Zugleich teilte Dschabarow mit, dass Russland seine Verbündeten im Rahmen des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) unterstützen werde, sollten die Taliban weiter gen Norden vorrücken.

Bericht: Afghanischer Präsident bereit zum Rücktritt

Laut der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti ist der afghanische Präsident Aschraf Ghani bereit, von seinem Amt zurückzutreten. Indische Medien hatten zuvor bereits seinen Rücktritt vermeldet. Das wurde bisher aber noch nicht offiziell bestätigt.

NATO: Politische Lösung nötiger denn je

Das westliche Militärbündnis NATO hat vor dem Hintergrund des Vormarsches der islamistischen Taliban in Afghanistan betont, dass eine politische Lösung des Konflikts nötiger denn je sei. 

Maas: Botschaftspersonal zum militärischen Teil des Kabuler Flughafens verlegt

Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt. Das teilte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Sonntag auf Twitter mit. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her", erklärte Maas.

Für den Nachmittag habe er erneut den Krisenstab der Bundesregierung einberufen. Es gehe darum, "Sofortmaßnahmen zur Sicherung und zur Ausreise deutscher Bediensteter und weiterer gefährdeter Personen aus Afghanistan auf den Weg zu bringen".

Zuvor hatte bereits das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über die Evakuierung der deutschen Botschaft berichtet. Nach ersten Meldungen über das Eindringen von Taliban-Einheiten in die Stadt seien die etwa 20 Botschaftsangehörigen und die Bundespolizisten, die zum Schutz der diplomatischen Vertretung abgestellt sind, aus Sicherheitsgründen zum militärisch gesicherten Flughafen gebracht worden.

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Sonntagnachmittag bei der Aufzeichnung des Sommerinterviews für die ARD-Sendung "Bericht aus Berlin", die Evakuierung der deutschen Botschaftsmitarbeiter und der afghanischen Ortskräfte laufe an. Es gehe jetzt um Tempo. "Wir müssen schnell handeln." Dies sei auch möglich. Alle Dinge seien "auf den Weg gebracht". (dpa)

"Reuters": Afghanische Regierung will mit Taliban in Katar verhandeln

Eine Delegation der afghanischen Regierung soll noch am Sonntag zu Verhandlungen mit den Taliban nach Katar fliegen. Dies teilte ein Mitglied des Verhandlungsteams der Regierung mit. Bei den Gesprächen soll es um eine Machtübergabe gehen, sagte eine mit Plänen vertraute Person. Auch US-Vertreter würden daran beteiligt sein. (reuters)

Grobe Fehleinschätzung der Lage in Afghanistan durch US-Präsident Joe Biden 

Noch im Juli teilte US-Präsident Joe Biden mit, es sei äußerst unwahrscheinlich, "dass die Taliban alles überrennen und das ganze Land beherrschen werden".