Ein mit chinesischer Unterstützung gebauter Staudamm im Nordosten Kambodschas wurde von Human Rights Watch in einem diese Woche veröffentlichten Bericht verurteilt, weil er angeblich das Leben der indigenen Bevölkerung zerstört und sie vertrieben hat.
Der Lower Sesan 2, ein 400-Megawatt-Projekt und einer der größten Staudämme Asiens, steht seit seiner Fertigstellung im Jahr 2018 in der Kritik – unter anderem wegen der Überflutung großer Gebiete der Flüsse Sesan und Srepok. Das Bauprojekt selbst erzwang laut Human Rights Watch die Vertreibung von rund 5.000 Menschen, wobei die Betroffenen "gezwungen wurden, eine unzureichende Entschädigung zu akzeptieren". Zehntausende sollen verheerende Einkommensverluste erlitten haben.
Der Direktor der Asien-Abteilung bei Human Rights Watch John Sifton erklärte nach der Veröffentlichung des Berichts:
"Die kambodschanischen Behörden müssen dringend die Entschädigungs-, Umsiedlungs- und Wiederherstellungsmethoden dieses Projekts überprüfen und sicherstellen, dass bei künftigen Projekten keine ähnlichen Missstände auftreten."
"Der Staudamm Lower Sesan 2 hat die Lebensgrundlage von indigenen und ethnischen Minderheitengemeinschaften zerstört, die zuvor in einer Gemeinschaft lebten und sich größtenteils selbst versorgten, indem sie fischten sowie Forst- und Landwirtschaft betrieben."
Neben den Auswirkungen auf die Gemeinschaften hat die NGO auch Bedenken hinsichtlich der Produktionskapazität des Staudamms geäußert und argumentiert, dass die Leistung "wahrscheinlich weit unter" dem Ziel von "einem Sechstel des jährlichen Strombedarfs Kambodschas" liege.
Human Rights Watch befragte bei der Erstellung des Berichts mehr als 60 Mitglieder der Gemeinde, führende Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft, Akademiker, Wissenschaftler und Personen mit Expertenwissen über das Projekt.
Der kambodschanische Regierungssprecher Phay Siphan wies die Bedenken der NGO zurück und verteidigte das Staudammprojekt mit den Worten, es habe "positive Auswirkungen" gehabt. Die Dorfbewohner, die umgesiedelt wurden, hätten neue Häuser, Ackerland und Strom erhalten. Er soll laut Medienberichten erklärt haben:
"Die Anschuldigungen sind nicht nachvollziehbar, sie berücksichtigen nicht die kambodschanischen Gegebenheiten ... und der neue Standort ist besser als der alte."
Der Staudamm Lower Sesan 2 ist nicht das erste Projekt, das im Rahmen der chinesischen "Belt and Road"-Initiative gebaut wurde und wegen schädlicher Auswirkungen auf die Umwelt oder der Missachtung von Gemeinschaftsinteressen in die Kritik geraten ist. Zu den anderen von Human Rights Watch kritisierten Projekten gehören die Entwicklung der pakistanischen Hafenstadt Gwadar und das Myitsone-Dammprojekt in Myanmars Kachin-Staat.
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