Der oberste Führer der Taliban, Hibatullah Achundsada, hat am Sonntag erklärt, dass er eine politische Lösung des Konflikts in Afghanistan "nachdrücklich befürwortet". In einer Botschaft, die er vor dem islamischen Opferfest veröffentlichte, sagte er:
"Jede sich bietende Gelegenheit für die Errichtung eines islamischen Systems für Frieden und Sicherheit wird vom Islamischen Emirat genutzt werden."
Die Erklärung der Taliban erfolgte vor dem Hintergrund einer Wiederaufnahme der Gespräche zwischen der islamistischen Gruppe und der afghanischen Regierung in der katarischen Hauptstadt Doha am Wochenende. Die seit langem unterbrochenen Friedensgespräche wurden nach vielen Verzögerungen wieder aufgenommen.
Eine hochrangige Delegation der afghanischen Regierung und Vertreter der Taliban trafen sich am Samstag in Doha zu Verhandlungen, während die Gewalt in Afghanistan weiter eskalierte. Die Taliban haben in den letzten Wochen wichtige Grenzübergänge erobert, darunter die zu Iran, Usbekistan und Tadschikistan. Einigen Schätzungen zufolge könnte die islamistische Gruppe fast die Hälfte Afghanistans kontrollieren.
Am Freitag waren Taliban-Kämpfer in der Grenzstadt Spin Boldak mit afghanischen Truppen zusammengestoßen, nachdem diese eine Operation zur Rückeroberung des wichtigen südlichen Grenzübergangs zu Pakistan gestartet hatten. Die Route ist eine der wichtigsten Handels- und Reisewege zwischen Afghanistan und Pakistan.
Der oberste Taliban-Anführer erklärte in seinem Statement weiter:
"Unsere Botschaft bleibt, dass wir, anstatt uns auf Ausländer zu verlassen, unsere Probleme untereinander lösen und unser Heimatland aus der vorherrschenden Krise retten sollten."
Er sprach auch den Rückzug westlicher Truppen an:
"Wir feiern dieses Opferfest zu einer Zeit, in der die Mehrheit der amerikanischen und anderen ausländischen Streitkräfte unser Land verlassen hat und die übrigen ihnen folgen, zahlreiche Bezirke und große Regionen unserer Heimat umfassende Sicherheit erlangt haben und die Mudschahedin im Vergleich zur Vergangenheit stärker, besser organisiert, gut ausgerüstet und robuster geworden sind."
Die Taliban würden ihre Errungenschaften vor Ort konsolidieren und ihre politischen Aktivitäten verstärken, bekräftigte Achundsada:
"Wir haben ein politisches Büro eröffnet, um die Verhandlungen zu erleichtern und einen politischen Weg einzuschlagen. Wir haben ein verantwortliches Verhandlungsteam ernannt und sind entschlossen, eine Lösung durch Gespräche unsererseits zu finden, aber die Oppositionsparteien verschwenden immer noch Zeit."
Derweil berichtete die türkische Zeitung Cumhuriyet am Montag, dass sich die Vertreter beider Seiten in einer gemeinsamen Erklärung verpflichtet hätten, die Gespräche auf oberster Ebene für eine Friedenslösung weiterzuführen. Ein Waffenstillstand oder eine Reduzierung der Gewalt wurde aber nicht thematisiert. Die Konfliktparteien sprachen von der Notwendigkeit, einen Kompromiss auf Basis islamischer Prinzipien und im Interesse aller Afghanen zu finden. Laut einem Regierungsvertreter sollen die Gespräche beschleunigt werden.
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