Experten warnen nach Corona-Ausbruch in Südchina vor nächster Schifffahrtskrise

Aufgrund eines erneuten Corona-Ausbruchs in Südchina sind die Hafendienstleistungen unterbrochen. Lieferungen per Schiff verzögern sich. Die durchschnittliche Wartezeit auf einen Verladeplatz steigt von 12 Stunden auf 16 Tage. Eine neue Schifffahrtskrise ist möglich.

Die Provinz Guangdong, eines der wichtigsten Produktions- und Exportzentren Südchinas, hat mehr als 150 neue Corona-Fälle gemeldet. In der Folge haben die lokalen Behörden die Präventions- und Kontrollmaßnahmen verstärkt und die Transportkapazitäten der Häfen eingeschränkt.

Häfen in der Provinz Guangdong, einschließlich Yantian, Shekou, Chiwan und Nansha, verbieten seit dieser Woche ein Einlaufen von Schiffen ohne vorherige Reservierung. Die Häfen akzeptierten nur Bestellungen für Exportcontainer innerhalb von drei bis sieben Tagen vor Ankunft der Schiffe. Die Auslastungen der Containerterminals in Shekou und Chikan stiegen um mehr als 90 Prozent.

Dies ist nicht die erste Schifffahrtskrise seit dem Beginn der Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr, als die Maßnahmen gelockert wurden, kam es zu einem Einkaufsboom. Dies führte zu einem kritischen Containerdefizit. Infolge massiver Verzögerungen bei der Lieferung von Gütern aus China nach Europa und in die USA kam es zu Preiserhöhungen für Unternehmen und Verbraucher.

In diesem Jahr lief die Ever Given, eines der größten Containerschiffe der Welt, im Suezkanal auf Grund und versperrte diese wichtige Handelsroute für fast eine Woche. Durch den Suezkanal gehen etwa zwölf Prozent des gesamten Welthandels. Im Durchschnitt passieren diese Wasserstraße täglich mehr als 50 Schiffe. Der Vorfall löste eine weltweite Schifffahrtskrise aus.

Experten weisen darauf hin, dass die aktuelle Krise möglicherweise noch größere Folgen für die Weltwirtschaft haben wird als nach der Ever Given-Havarie. Shehrina Kamal, Vizepräsidentin für analytische Lösungen bei Everstream Analytics, sagte, die Wartezeit für Schiffe am Yantian International Container Terminal in Shenzhen sei von 12 Stunden auf 16 Tage gestiegen.

Deshalb seien die umliegenden Häfen schwer ausgelastet, so Kamal. Sie rechnet damit, dass diese Überlastung der Häfen und die Verspätungen der Schiffe noch mindestens zwei Wochen andauern werden. Darüber hinaus sagte Kamal, dass Versender, die sich keine Verspätungen leisten können, versuchen werden, die Waren von Seefracht auf Luftfracht umzulegen. Dies könne die Kosten für die Lieferung von Gütern weiter erhöhen, so Kamal.

Die Provinz Guangdong ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, über den etwa 24 Prozent aller chinesischen Exporte laufen. Die Region beherbergt auch die Häfen von Shenzhen und Guangzhou, die laut World Shipping Council die dritt- und fünftgrößten der Welt in Bezug auf den Containerverkehr sind.

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