China muss seine Geburtenkontrollpolitik vollständig liberalisieren, um die Zahl seiner Arbeitskräfte in den kommenden Jahrzehnten zu vergrößern und mit Ländern wie den USA wirtschaftlich konkurrieren zu können, heißt es in einem von der People's Bank of China veröffentlichten Papier.
Peking sollte der Tatsache, dass die Geburtenrate des Landes sinkt, während die Bevölkerung schnell altert, große Aufmerksamkeit schenken, argumentieren die Autoren der Studie. Die Untersuchung, die vergangene Woche von Chinas Zentralbank als Teil einer Forschungsreihe veröffentlicht wurde, legt nahe, dass der wirtschaftliche Hauptrivale des Landes, die USA, günstige Veränderungen in der Erwerbsbevölkerungsrate erlebt, die größtenteils durch die Masseneinwanderung gewährleistet werden.
Basierend auf Statistiken und Prognosen der Vereinten Nationen, die laut den Forschern Chinas Reproduktionsrate möglicherweise sogar überschätzen, legt der Bericht nahe, dass Chinas Bevölkerung in den nächsten drei Jahrzehnten um etwa 32 Millionen Menschen abnehmen wird. Gleichzeitig könnte die Bevölkerung der USA bis ins Jahr 2050 um 50 Millionen Menschen zunehmen.
Darüber hinaus warnen die chinesischen Forscher, dass Chinas Zahl an Arbeitskräften schrumpfen wird, während die USA eine Expansion erleben werden. Im Gegensatz zu China würden die USA den Vorteil einer "qualifizierten Einwanderung" haben, hieß es.
Während in China im Jahr 2019 70,6 Prozent der Bevölkerung erwerbstätig waren, verglichen mit 65,2 Prozent in den USA, wird dieser Vorteil bis ins Jahr 2035 von 5,4 Prozentpunkten auf 3,2 Prozentpunkte sinken, so das Papier. Bis ins Jahr 2050 werden die USA bei der Erwerbsquote nur noch einen Vorsprung von 1,3 Prozentpunkten gegenüber China haben, sagen die Autoren voraus und fügen hinzu:
"Damit China den Abstand zu den Vereinigten Staaten in den letzten vier Jahrzehnten verringern konnte, war es auf billige Arbeitskräfte und eine riesige Anzahl von Menschen angewiesen. Worauf werden wir uns in den nächsten 30 Jahren verlassen? Wir sollten uns darüber Gedanken machen."
Chinas Bevölkerung wird voraussichtlich im Jahr 2030 mit 1,46 Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreichen und bis ins Jahr 2050 auf 1,4 Milliarden sinken, stellten die Forscher fest und erklärten, dass der Anteil der älteren Menschen weiter wachsen wird. Sie warnten auch davor, dass Indien, ein weiterer wirtschaftlicher Rivale, bald mehr arbeitende Menschen haben wird. Man prognostiziert, dass es Indien China überholen und bis ins Jahr 2027 das bevölkerungsreichste Land der Welt werden wird.
Die Autoren argumentieren, dass Chinas Regierung ihre Familienplanungspolitik baldigst ändern muss und betonen:
"Unser Land muss die veränderte Situation klar erkennen, das kostbare Zeitfenster fest nutzen, Konzepte ändern, die Politik umfassend umsetzen und effektiv reagieren."
Peking "muss die Geburt von Kindern vollständig liberalisieren", indem es "drei Geburten und mehr" zulässt, heißt es in dem Papier.
Frauen sollten ermutigt werden, mehr Babys zu bekommen, unterstrichen die Forscher und forderten sowohl die Regierung als auch die Gesellschaft auf, ein "gutes reproduktives Umfeld" zu schaffen, indem sie die Geburten-, Gesundheits- und Schulsysteme verbessern.
Anfang des Jahres veröffentlichte Chinas Ministerium für Öffentliche Sicherheit einen Bericht, der besagt, dass die Zahl der Neugeborenen im Land im Jahr 2020 pandemiebedingt und angesichts zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit um 15 Prozent gesunken ist.
Die bevölkerungsreichste Nation der Welt hat seit Jahrzehnten eine restriktive Kinderpolitik. Im Jahr 2013 wurde die strenge Ein-Kind-Politik gelockert, wobei der Staat Familien nun erlaubt, maximal zwei Kinder zu haben.
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