Japan will radioaktives Wasser aus Fukushima ins Meer ablassen – internationale Kritik

Japan will in etwa zwei Jahren mehr als eine Million Tonnen kontaminiertes Kühlwasser aus dem zerstörten Kernkraftwerk Fukushima ins Meer leiten, teilte die Regierung des Landes am Dienstag mit. Nachbarstaaten wie Südkorea und China verurteilen das Vorhaben.

Das Kabinett von Ministerpräsident Yoshihide Suga hat argumentiert, der Schritt sei notwendig, um die Stilllegung der Anlage voranzutreiben. Fast 1,3 Millionen Tonnen kontaminiertes Wasser werden derzeit auf dem Gelände der Atomruine Fukushima Daiichi zu jährlichen Kosten von etwa 100 Milliarden Yen (etwa 766 Millionen US-Dollar) gelagert. Im Jahr 2022 werde der Platz für die Tanks ausgehen, so der Betreiber Tokyo Electric Power Company. Mit dem Wasser werden drei Reaktoren gekühlt, in denen es im März 2011 nach einem Seebeben und einem darauffolgenden Tsunami zu einer Kernschmelze gekommen war. 

Das Wasser soll frühestens in zwei Jahren abgeleitet werden. Bis dahin hat der Betreiber Zeit, um es zu filtern, die notwendige Infrastruktur vorzubereiten und alle Genehmigungen zu erhalten.

Obwohl das Wasser zwar behandelt wird, lässt sich Tritium nicht herausfiltern. Die Regierung und der Betreiber betonen, Tritium sei in geringen Mengen nicht schädlich für die menschliche Gesundheit. Die Bürgerkommission für Nukleare Energie mit Sitz in Tokio sieht das anders. Sie betonte, Tritium sei "immer noch radioaktives Material" und sollte nicht in die Umwelt gebracht werden.

Viele Japaner, Umweltschützer und örtliche Fischereiverbände lehnen den Schritt ab. Auch einige Nachbarländer äußerten am Montag Bedenken. China bezeichnete die Entscheidung als unverantwortlich und erklärte, Tokio dürfe den Schritt nicht ohne Beratungen tun. "Japan hat die sicheren Entsorgungsmethoden ungeachtet in- und ausländischer Fragen und Widerstände nicht ausgeschöpft", hieß es aus dem chinesischen Außenministerium am Dienstag. Das Vorhaben werde die internationale öffentliche Gesundheit und Sicherheit der Menschen in den Nachbarländern ernsthaft schädigen, so Peking.

Das US-Außenministerium hingegen begrüßte das Vorhaben und schrieb in einer Erklärung: "In dieser einzigartigen und herausfordernden Situation hat Japan die Optionen und Folgen abgewogen, hat die Entscheidung transparent getroffen und scheint einen Ansatz gewählt zu haben, der den weltweit anerkannten Standards für nukleare Sicherheit entspricht".

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