Der Sondergesandte der Vereinten Nationen für Menschenrechte in Myanmar, Tom Andrews, hat dem Militär des Landes "Massenmord" an seiner eigenen Bevölkerung vorgeworfen. Andrews reagierte damit in der Nacht zum Sonntag auf Berichte, wonach am Sonnabend mehr als 100 Menschen bei landesweiten Demonstrationen gegen das Militär getötet worden seien.
Dabei sollen Sicherheitskräfte mit scharfer Munition und teils auch gezielten Kopfschüssen gegen unbewaffnete Zivilisten, darunter auch Kinder und medizinisches Personal, vorgegangen sein. Allerdings sind solche Berichte nicht verifizierbar und konnten bisher definitiv nicht von unabhängigen Stellen bestätigt werden. US-Außenminister Antony Blinken sprach seinerseits auf Twitter von einer "Terrorherrschaft" des Militärs:
"Wir sind entsetzt über das Blutvergießen der birmanischen Sicherheitskräfte, das zeigt, dass die Junta das Leben der Menschen opfern wird, um den Wenigen zu dienen. Ich möchte den Angehörigen der Opfer mein tiefstes Beileid aussprechen. Die mutigen Menschen in Birma lehnen die Terrorherrschaft des Militärs ab."
Nach Angaben der Nachrichtenportals Myanmar Now seien am Samstag 114 Menschen in 44 Städten ums Leben gekommen. In den sozialen Medien wurden Bilder geteilt, wonach die Sicherheitskräfte weiterhin brutal gegen den Widerstand in der Bevölkerung vorgehen würden. Nach Medienberichten hätten Polizisten und Soldaten bei einer Beerdigung eines getöteten Studenten im südlichen Bago auf die Trauergäste geschossen.
In der Handelsmetropole Rangun soll das Militär in Bezirken, in denen es immer wieder zu Protesten kommt, auf Wohngebäude geschossen haben. "Die Menschen haben jetzt Angst rauszugehen und manche sind verletzt," sagte eine 24-jährige Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur.
Das Militär hatte Anfang Februar gegen die faktische Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Die 75-Jährige sitzt seither im Hausarrest und wird von der Justiz verschiedener Vergehen beschuldigt. Die Demonstranten fordern eine Wiedereinsetzung der zivilen Regierung von Aung San Suu Kyi.
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(rt/dpa)