Wegen abfälliger Äußerungen über Frauen: Japans Olympia-Organisationschef bestätigt Rücktritt

Keine sechs Monate vor den geplanten Sommerspielen in Tokio tritt Japans oberster Olympia-Funktionär zurück. Der 83-Jährige sagte, je mehr Frauen es in Führungsgremien der Sportverbände gäbe, desto länger würden die Sitzungen dauern. Es hagelte Kritik.

Der wegen sexistischer Kommentare in die Kritik geratene japanische Olympia-Organisationschef Yoshirō Mori tritt zurück. Der 83 Jahre alte Ex-Regierungschef sagte am 3. Februar bei einer Online-Sitzung zur geplanten Verdoppelung der Frauenquote in Führungsgremien der Sportverbände auf 40 Prozent, Frauen würden viel reden, weshalb Vorstandssitzungen Zeit in Anspruch nähmen. Frauen hätten einen starken Sinn für Rivalität, wurde er zitiert. "Wenn eine von ihnen ihre Hand hebt, denken andere wahrscheinlich, dass sie auch etwas sagen müssen. Und dann sagen alle etwas." Daraufhin war in Japan und auch international ein Sturm der Entrüstung entbrannt. Mori entschuldigte sich zwar für die Äußerungen, der Sturm der Entrüstung ließ jedoch nicht nach.

Nach Moris Äußerungen verweigerten mehr als 400 Freiwillige ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen. Die Organisatoren erhielten mehr als 5.500 Beschwerden, berichtete Reuters.

Das japanische Olympische Organisationskomitee bewertete Moris Aussagen als unangemessen und unterstrich sein Bekenntnis zur Gleichstellung der Geschlechter. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) erklärte, die Aussagen des japanischen Funktionärs seien "absolut unangebracht und im Widerspruch zu den Verpflichtungen des IOC und den Reformen seiner Olympischen Agenda 2020". Laut dem Fernsehsender NHK bezeichneten zuletzt 36 von 70 Olympia-Sponsoren die Äußerungen des 83-Jährigen als inakzeptabel. Man sei enttäuscht, sagte der Chef des japanischen Autobauers und Olympia-Sponsors Toyota.

Als Kandidatin für Moris Nachfolge gilt Medienberichten zufolge Japans Olympia-Ministerin Seiko Hashimoto. Zunächst hatte es geheißen, der Bürgermeister des Olympischen Dorfes, Saburō Kawabuchi, solle Mori ersetzen. Der 84-Jährige war früher Präsident des Fußballverbandes.

Der Eklat ist ein weiteres Problem für Japans Olympia-Macher, die trotz der Pandemie die verschobenen Sommerspiele in Tokio am 23. Juli mit 11.000 Athleten und anschließend die Paralympics mit 4.400 Athleten eröffnen wollen.

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