Die chinesische Luftwaffe soll laut Financial Times am 23. Januar, also drei Tage nach Joe Bidens Amtsantritt, bei einem Eindringen in Taiwans Luftraum Angriffe auf einen US-Flugzeugträger simuliert haben. Die Financial Times beruft sich dabei auf Geheimdienstquellen: "So konnten Cockpit-Gespräche der Piloten der chinesischen H-6 Bomberflugzeuge mitgehört werden, in denen diese Befehle für die Simulation der Zielerfassung und das Auslösen von Raketenstarts gegen den Flugzeugträger bestätigten."
Das Indopazifische Kommando der USA, welches die Militäreinsätze in Asien betreut, teilte mit, man habe das chinesische Manöver genau beobachtet, es hätte aber "zu keiner Zeit" eine Bedrohung für die US-Schiffe bestanden.
Die chinesische Volksbefreiungsarmee (PLA) teilte am 27. Januar mit, dass sie eine Reihe von Übungen im Südchinesischen Meer gestartet hatte. Chinesische Beobachter kommentierten, das jüngste Militärmanöver wäre eine routinemäßige Übung gewesen und hätte womöglich nicht mit den jüngsten Aktivitäten eines US-Flugzeugträgers in der Region zusammengehangen, berichtet die chinesische Zeitung Global Times.
China werde von Mittwoch bis Samstag Militärübungen in den Gewässern westlich der Halbinsel Leizhou im Südchinesischen Meer abhalten, und anderen Schiffen sei in diesem Zeitraum die Einfahrt untersagt, meldete Global Times am 27. Januar. Die PLA müsse regelmäßig Übungen durchführen, und daher solle diese Ankündigung einer Navigationsbeschränkungszone Unfälle verhindern, sagte ein chinesischer Militärexperte der Global Times. Die USA hätten ihre Aufklärung der PLA-Übungszonen aus nächster Nähe durchgeführt und seien sogar in jene Zonen eingedrungen, in denen somit Zusammenstöße riskiert worden wären.
Angesichts zunehmender Spannungen zwischen China und Taiwan entsandten die USA kürzlich einen Schiffskonvoi mit dem Flugzeugträger USS Theodore Roosevelt in das Südchinesische Meer. Das Indopazifische Kommando der Vereinigten Staaten teilte in einer Erklärung am 24. Januar mit, die Flugzeugträgerkampfgruppe sei in das Südchinesische Meer eingelaufen. Kurz zuvor hatte Taiwan gemeldet, chinesische Bomber hätten den von Taiwan kontrollierten Luftraum seiner Luftverteidigungszone über dem Südchinesischen Meer überflogen.
Mitten im wachsenden Konflikt zwischen China und den USA um die Inselgruppe von Taiwan teilte unlängst Australien mit, dass weiterhin australische Militärschiffe und Flugzeuge im Südchinesischen Meer patrouillieren würden, da China davor gewarnt hätte, dass eine Unabhängigkeitserklärung Taiwans "Krieg bedeuten" würde. Nachdem China die "Unabhängigkeitskräfte" in Taiwan davor gewarnt hatte, mit dem Feuer zu spielen, verfolge die australische Regierung die Entwicklungen in der Region aufmerksam, berichtete The Guardian.
Außerdem kündigte Großbritannien in der Nacht zum Sonntag an, dass das Land den Beitritt zum Freihandelsabkommen TPP anstrebe. Ein Jahr nach seinem EU-Austritt wolle sich Großbritannien nun um die Aufnahme in das Abkommen der Pazifikanrainerstaaten bewerben, teilte die britische Regierung mit. Zu den Mitgliedern dieses 2018 in Kraft getretenen "Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership" (TPP) gehören unter anderen Japan, Kanada, Australien, Neuseeland, Mexiko, Singapur und Vietnam. Donald Trump zog zu seiner Zeit als US-Präsident die USA aus den TPP-Verhandlungen der Obama-Ära zurück. Dieses Freihandelsabkommen soll vor allem unter Ausschluss von China eine wirtschaftliche Führung des Westens in der Region fördern. Mit dem neuen Schritt der britischen Regierung dürften sich allerdings die Fronten zwischen dem Westen und China weiter verhärten. China unterzeichnete seinerseits kürzlich – zusammen mit 14 anderen asiatisch-pazifischen Staaten – das weltweit größte Freihandelsabkommen, das als RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) bekannt ist.
Mehr zum Thema - Zusammenprall zweier Ordnungsmodelle: Der Konflikt um das Südchinesische Meer