Die irakische Hauptstadt Bagdad wurde am 20. Dezember von mehreren Raketenangriffen erschüttert. Mindestens acht Katjuscha-Raketen sind nahe der US-Botschaft in der hoch gesicherten Grünen Zone sowie in Wohngebieten eingeschlagen, berichtete Reuters. Der Angriff soll Schäden auf dem Gelände angerichtet haben, wie das irakische Militär und die US-Botschaft am Sonntag mitteilten.
Das irakische Militär erklärte, eine Gruppe Aufständischer habe acht Raketen abgefeuert. Die meisten Raketen trafen eine Wohnanlage und einen Sicherheitskontrollpunkt innerhalb der Grünen Zone, wo sie Gebäude und Autos beschädigten und einen irakischen Soldaten verletzten, hieß es in der Erklärung. Ein Raketenabwehrsystem habe eine der Raketen abgefangen, sagte ein Sicherheitsbeamter, dessen Büro sich in der Grünen Zone befindet. Inzwischen kursieren von dem Angriff Videos in den sozialen Medien. Diese zeigen, wie das Abwehrsystem versuchte, die Raketen abzufangen, was bei den Bewohnern Bagdads Panik und Angst auslöste.
Die US-Botschaft verurteilte den Anschlag und forderte alle irakischen Politiker und Regierungsführer auf, Schritte zu unternehmen, um solche Angriffe zu verhindern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. US-Außenminister Mike Pompeo meldete sich zu Wort und warf den von Iran unterstützten Milizen vor, in diese Raketenangriffe auf die US-Botschaft verwickelt zu sein.
Iran verurteilte mittlerweile die Angriffe auf die diplomatische Zone im Irak. Auf einer Pressekonferenz bezeichnete Saeed Khatibzadeh, Sprecher des iranischen Außenministeriums, den Zeitpunkt des Angriffs als "fragwürdig":
"Aber die Art und der Zeitpunkt dieses Angriffs sowie die vom US-Außenministerium veröffentliche Erklärung zeigen, dass der Angriff sehr fragwürdig ist. Der Zeitpunkt ist dubios. Und was noch wichtiger ist, es scheint, als ob sie zuvor eine Erklärung zur Veröffentlichung vorbereitet hätten. Und ich verurteile aufs Schärfste die Äußerungen des Außenministers des US-Regimes, der für seine Lügen und Betrügereien bekannt ist, sei es in seiner derzeitigen Funktion oder in seiner früheren Funktion als CIA-Direktor."
In den vergangenen Wochen wies Iran seine Verbündeten im Nahen Osten an, in "höchster Alarmbereitschaft" zu sein und Spannungen mit den USA zu vermeiden, die der scheidenden Trump-Regierung Anlass geben könnten, in der verbleibenden Amtszeit Angriffe zu starten. Viele iranische Experten spekulieren, Trump sehe einen Militäranschlag gegen Iran als letzte Chance, um seine Niederlage bei den US-Präsidentschaftswahlen rückgängig zu machen, indem er einen Kriegszustand herbeiführen könnte. In weniger als zwei Wochen jährt sich die Ermordung des iranischen Generals Soleimani zum ersten Mal. Die US-Führung geht deswegen davon aus, dass Iran vor dem ersten Jahrestag von Soleimanis Ermordung erneut US-Ziele in der Region angreifen könnte.
Seit Oktober 2019 wurden im Irak Dutzende Raketen- und Bombenangriffe auf ausländische Botschaften, Truppen und Einrichtungen verübt. Die USA haben wiederholt pro-iranische Milizen wie die schiitische Hisbollah für die Anschläge verantwortlich gemacht. Seit der Ermordung des iranischen Generals Soleimani ist die Lage weiter eskaliert. Am 3. Januar 2019 war der iranische Spitzengeneral Qassem Soleimani bei einem US-Drohnenangriff im Irak ermordet worden. Der Anschlag führte die beiden Länder an den Rand eines Krieges. Pro-iranische Milizen im Irak hatten im Oktober zugesagt, die Attacken auf die US-Botschaft in Bagdad einzustellen. Washington hatte zuvor mit der Schließung der Botschaft gedroht, falls die Anschläge nicht aufhören.
Inmitten der verschärften Spannungen mit dem Iran teilte die US-Marine am 21. Dezember mit, dass das Atom-U-Boot USS Georgia, begleitet von zwei weiteren US-Kriegsschiffen die Straße von Hormus passiert.
Die Durchquerung der Straße von Hormus durch die USS Georgia erfolgte an dem Tag, an dem die Vereinigten Staaten erklärten, sie seien "bereit zu reagieren", falls der Iran einen Angriff zum ersten Jahrestag der Ermordung des iranischen Generals Qassem Soleimani startet.
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