Die zwei Konfliktparteien im Streit um die kaukasische Region Bergkarabach, Armenien und Aserbaidschan, haben sich gegenseitig vorgeworfen, gegen den am 10. November beschlossenen Waffenstillstand zu verstoßen. Der Waffenstillstand sollte eigentlich eine blutige Eskalation des Konfliktes im Herbst dieses Jahres beenden. Russische Friedenstruppen, die sich aufgrund des von Moskau vermittelten Waffenstillstandes in der Region aufhalten, bestätigten, dass es zu Schusswechsel gekommen sei, ohne aber zu benennen, welche Seite dafür verantwortlich war.
Ein Sprecher der russischen Friedenstruppen erklärte, dass Armenien und Aserbaidschan an die Notwendigkeit erinnert wurden, den Waffenstillstand gemäß der in Moskau unterzeichneten Erklärung einzuhalten. Friedenstruppen sind bereits in den Siedlungen Khtsaberd und Khin Taher eingetroffen, die von dem Scharmützel betroffen waren, um zu untersuchen, welche der Seiten den Waffenstillstand verletzt hat.
Zuvor hatten die Verteidigungsministerien Armeniens und der international nicht anerkannten Republik Bergkarabach behauptet, Aserbaidschan habe am 12. Dezember militärische Aktivitäten in Richtung der Dörfer Khin Taher und Khtsaberd wieder aufgenommen. Die beiden Siedlungen befinden sich im südlichen Teil Bergkarabachs in der Provinz Hadrut, die derzeit größtenteils von Baku kontrolliert wird.
Die Verteidigungsministerien fügten hinzu, dass ihre Streitkräfte in Bezug auf die Offensive "angemessene Maßnahmen" ergreifen würden, ohne jedoch auf Details einzugehen. Es gibt keine offiziellen Angaben zu möglichen Opfern, aber Berichten zufolge wurden drei Reservisten unterschiedlich schwer verwundet.
Aserbaidschan wiederum erklärte, sein Militär habe eine "Provokation" gestoppt, die angeblich von armenischen Streitkräften versucht worden sei. Baku fügte hinzu, dass das Waffenstillstandsregime "im Moment" aufrechterhalten wird. Der aserbaidschanische Präsident Ilcham Alijew sprach am Samstag von "Terrorakten" durch "armenische Kämpfer oder von den Resten dessen, was sich armenische Armee nennt". Damit verband er eine konkrete Drohung Richtung Armenien:
"Wenn der armenische Faschismus wieder sein Haupt erhebt, werden wir ihn mit eiserner Faust zerschlagen."
Alijew hatte zuvor darauf verwiesen, dass die aserbaidschanische Armee in der Lage sei, Gebiete in Armenien selbst zu besetzen, obgleich Baku dies nicht beabsichtige.
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