In den Straßen von Jerewan waren Schüsse zu hören, als wütende Demonstranten in den frühen Morgenstunden des Dienstags das Regierungsgebäude stürmten und nach Premierminister Nikol Paschinjan suchten, nachdem dieser die "schmerzhafte" Vereinbarung bekannt gab, Aserbaidschan im Austausch für ein Ende des Blutvergießens Territorien zu überlassen.
Der Aufenthaltsort von Paschinjan ist derzeit unbekannt. Auch das armenische Parlament steht Berichten zufolge unter der Kontrolle der Protestler.
Der Sprecher des armenischen Parlaments, Ararat Mirsojan, wurde Berichten zufolge von Demonstranten zusammengeschlagen und befindet sich in einem ernsten Zustand.
Der Waffenstillstand, der am Dienstag um Mitternacht Ortszeit in Kraft trat, soll die sechs Wochen währenden Kämpfe um die umkämpfte Region beenden, in der große aserbaidschanische Vorstöße in das von ethnischen Armeniern seit 1994 gehaltene Gebiet stattgefunden haben.
In einer Facebook-Erklärung, in der das Abkommen angekündigt wurde, sprach Paschinjan von "kein Sieg, aber auch keine Niederlage".
Gemäß den Bedingungen des Abkommens behält Aserbaidschan das Gebiet, das es bei den jüngsten Kämpfen eingenommen hat, wobei Armenien im Laufe des nächsten Monats weitere Gebiete abtreten und russischen Friedenstruppen die Bewachung einer Straße überlassen wird, die den Bergkarabach mit Armenien selbst verbindet.
In einer Facebook-Live-Übertragung von einem unbekannten Ort aus sagte Paschinjan, dass alle Teilnehmer des Jerewan-"Pogroms" streng bestraft werden.
Die offensichtliche Revolte gegen den Regierungschef spiegelt die Art und Weise wider, wie der ehemalige Medienmogul an die Macht kam, indem er eine Straßenrevolte nutzte, um den Rücktritt des damaligen Premierministers Sersch Sargsjan zu erzwingen, und das Parlament dazu bewegte, ihn im Mai 2018 zum Premierminister zu wählen.
Bergkarabach ist eine ethnisch armenische Enklave, die sich von Aserbaidschan abspaltete, als die Sowjetunion zu zerfallen begann. Während des Konflikts von 1991 bis 1994, der bis zu seinem erneuten Ausbruch Ende September eingefroren war, erzielten die Armenier territoriale Gewinne.
Verschärft wurde die Situation seit September dieses Jahres dadurch, dass Aserbaidschan aktive Unterstützung vom NATO-Mitglied Türkei erhielt, während Armenien Mitglied der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit ist, einem Militärbündnis mit Russland.
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