Viele Tote und Verletzte bei Attentat in Afghanistan – Vizepräsident entgeht Mordanschlag

Der afghanische Vizepräsident Amrullah Saleh ist nur knapp einem Mordanschlag entkommen. Bei der Bombenexplosion in Kabul kamen aber mindestens zehn Menschen ums Leben, über 30 weitere wurden mit Verletzungen in Krankenhäuser der afghanischen Hauptstadt eingeliefert.

Am Mittwoch hat eine heftige Bombenexplosion die afghanische Hauptstadt Kabul erschüttert. Der Anschlag galt offenbar dem Vizepräsidenten Amrullah Saleh. Nach Berichten von Augenzeugen explodierte die Autobombe, als der Politiker in einem Konvoi auf dem Weg zur Arbeit war. Selbst aus mehreren Kilometern Entfernung war eine Rauchwolke zu erkennen. Rund um den Anschlagsort im Herzen der Hauptstadt waren zerstörte Geschäfte und ein weites Trümmerfeld zu sehen.

Saleh entkam dem Mordanschlag nur knapp. Beim Bombenattentat auf sein Auto kamen mindestens zehn Menschen ums Leben. Mehrere Leibwächter und viele Passanten wurden verletzt. Ins Kabuler Notfallkrankenhaus wurden mindestens 30 Verletzte eingeliefert.

Saleh zeigte sich nach dem Anschlag, bei dem er seinen Sohn an der Seite hatte, in einem Video. Er sagte:

Wir haben ein sehr leichtes Brennen am Gesicht und Kopf. Meine Hand ist ein wenig verletzt, weil es eine sehr starke Druckwelle gegeben hat. Das Autofenster ist geschmolzen.

Präsident Aschraf Ghani verurteilte das Attentat. Laut einer Mitteilung des Präsidentenpalastes sagte er:

Terroristen und ihre ausländischen Unterstützer können Frieden, die Republik und eine strahlende Zukunft, die die größte und grundlegende Forderung des Volkes ist, nicht durch solche Verbrechen schwächen.

Die militant-islamistischen Taliban dementierten umgehend, hinter dem Bombenanschlag zu stehen. Der Anschlag erfolgte vor dem geplanten Beginn innerafghanischer Friedensgespräche, die in Katar am Persischen Golf abgehalten werden sollen. Bereits in den vergangenen Monaten wurden in Afghanistan Politiker, Aktivisten und Religionsvertreter angegriffen oder getötet. Experten sehen dahinter den Versuch, die Lage vor den geplanten Friedensverhandlungen zu destabilisieren. Die Drahtzieher der Attentate bleiben in der Regel im Verborgenen.

Für die Gespräche zwischen der Taliban und der Regierung gibt es noch immer kein konkretes Datum. Diplomaten sind bereits in der katarischen Hauptstadt Doha eingetroffen. Auch das Verhandlungsteam der Taliban ist schon in einem Hotel direkt am Meer. Gestritten wird um das Schicksal einiger Talibankämpfer, deren Freilassung die Islamisten als Vorbedingung für Friedensgespräche fordern.

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Saleh gilt als scharfer Kritiker der Taliban. Am Sonntag hatte er sie in einem Interview mit dem Fernsehsender ToloNEWS als Terroristen bezeichnet, vor allem von Gewalt bestimmt. Afghanistans ehemaliger Geheimdienstchef hatte bereits im Juli 2019 ein Attentat überlebt. Bei dem damaligen Angriff auf sein Büro in Kabul töteten Angreifer 24 Menschen. Etwa 50 wurden verletzt.

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