Japans Ministerpräsident Shinzo Abe will sich aus gesundheitlichen Gründen aus seinem Amt zurückziehen. Er wolle jedoch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden wurde. In den vergangenen Tagen habe er sich zu Untersuchungen ins Krankenhaus begeben, Details wurden jedoch nicht bekannt. Unbestätigten Gerüchten zufolge habe er Anfang des Monats in seinem Büro Blut gespuckt.
Abe ist seit 2012 im Amt und damit der am längsten regierende Ministerpräsident Japans. Er wurde bereits 2007 ins Amt gewählt, musste jedoch wegen chronischer Darmprobleme zurücktreten. Als er 2012 erneut gewählt wurde, gab er an, seine gesundheitlichen Probleme überwunden zu haben.
Die Bilanz seiner Amtszeit ist in Japan umstritten. Mit einer Wirtschaftspolitik aus billigen Geld und schuldenfinanzierten Konjunkturspritzen sorgte er für Hoffnung auf ein Ende der jahrelangen Deflation und Stagnation. Zwar hat Japan unter Abe tatsächlich die längste Wachstumsphase seit Jahren erlebt. Seine Kritiker monieren jedoch, dass die Gewinne ungleich verteilt wurden. Ein Drittel der japanischen Bevölkerung hat keine feste Anstellung.
Die lange Wachstumsphase kam im Rahmen des Handelskriegs und der Coronakrise zu einem jähen Ende. Die Regierung wirft ihm vor allem Versäumnisse bei der Beseitigung der wirtschaftlichen Folgen der Krise vor.
Bitter dürfte für ihn auch sein, dass er sein politisches Lebensziel, eine Revision der pazifistischen Nachkriegsverfassung, nicht erreichte. Nach seiner Meinung entspräche die Nachkriegsverfassung nicht der einer unabhängigen Nation, da sie Japan 1946 von der Besatzungsmacht USA aufgezwungen worden sei.
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